Cantus fractus italiano

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Der Band versammelt eine repräsentative Auswahl von Beispielen des Cantus fractus, die von Fachwissenschaftlern im Rahmen des interuniversitären Projekts „Rhythmic and Proportional Hidden or Actual Elements in Chant, 1350-1750“ unter der Leitung von Marco Gozzi transkribiert und kommentiert wurden. Es handelt sich um die erste große Anthologie, die bedeutende, auch im übrigen Europa verbreitete Zeugnisse eines vergessenen Repertoires von großer historischer Relevanz versammelt, das Sequenzen, Credo-Sätze, Hymnen, Gloria-Sätze, Passionen und komplette Messen umfasst. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen des liturgischen Gesangs in lateinischer Sprache, die über Jahrhunderte neben der artifiziellen Mehrstimmigkeit gebräuchlich waren, wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch den einstimmigen liturgischen Gesang ersetzt, der als „Gregorianische Restauration“ gegenüber einem vermeintlichen Verfall verstanden wurde. Dieses Geschichtsbild des liturgischen Gesangs bedarf der Revision, welche die Kenntnis des umfangreichen nun wieder verfügbaren Repertoires leisten wird. Die Anthologie stellt somit einen wichtigen Beitrag zur Neuentdeckung der Vielfalt und Tiefe des liturgischen Gesangs dar, der über lange Zeit hinweg in den Kirchen präsent war und heute wieder in den Fokus rückt.