Film als mentalitätsgeschichtliche Quelle
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Die Geschichtswissenschaft hat lange Zeit gezögert Film als historische Quelle anzuerkennen. Dies hat seine Ursachen auch in der lange Zeit vorherrschenden Frage nach der Authentizität der bewegten Bilder, die den Blick auf die Perspektivität und Mentalität hinter den Bildern lange verstellt hat. Gerade dieser mentalitätsgeschichtliche Aspekt macht den Film allerdings zu einer wertvollen Quelle zur Erforschung und Vermittlung von Geschichte. In den Diktaturen des 20. Jahrhunderts wurde Film als Mittel angesehen, Meinungen und Mentalität zu formen. Allerdings gelang es der politischen Führung nicht immer, sich gegen die Eigenständigkeit des Mediums und seiner Rezipienten durchzusetzen. Auch im Nationalsozialismus hat sich die Gleichschaltung von Kino und Filmkultur über mehrere Phasen hingezogen. Erst mit der Verstaatlichung der Filmindustrie gelang es der politischen Führung, direkte Gestaltungsmöglichkeiten im Film zu erhalten. Zum Forum politischer und historischer Diskurse wird der Film in offenen Gesellschaften. Das Beispiel der Auseinandersetzung des US-amerikanischen und westeuropäischen Films mit dem Vietnamkrieg verdeutlicht, dass im Film Strömungen des Zeitgeistes, Einstellungen und Mentalitäten ihren Niederschlag finden. Während die Bedeutung der Mentalitätsgeschichte und des Mediums Film für den Geschichtsunterricht heute kaum mehr grundsätzlich bestritten wird, mangelt es weitgehend an konkreten Überlegungen zur Behandlung von Filmen als mentalitätsgeschichtlicher Quelle im Unterricht. In dieser Arbeit werden daher auch zwei Unterrichtsmodelle beschrieben, die bereits im Unterricht der Oberstufe erprobt worden sind.