Brahms und Ungarn

Johannes Brahms’ Begegnung mit der Musiktradition der Magyaren, aber auch seine zahlreichen Bekanntschaften mit ungarischen und ungarischstämmigen Personen haben Leben, Werk und Rezeption dieses Künstlers nachhaltig und zum Teil entscheidend geprägt. In der vorliegenden Arbeit geht es um eine gründliche Neubewertung der Thematik „Brahms, Ungarn und die ungarische Musik“. Die Basis hierfür bilden umfangreiche Quellenforschungen und ein genaues Studium der relevanten musikalischen Texte. Ihre Zielsetzung ist es, an die grundlegenden Ergebnisse der bisherigen Forschung anschließend, Antworten auf die Fragen zu finden, wann, wo und auf welche Weise Brahms mit Ungarn, ungarischen Zigeunern und ihrer Musiktradition in Berührung kam, welche Rolle diese Begegnungen für seine Biographie gespielt und wie sich diese Erfahrungen in seiner Kunst niedergeschlagen haben. Nach kurzer Skizzierung der historischen und (musik-)soziologischen Rahmenbedingungen in Ungarn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden die verschiedenen Stile und Gattungen der ungarischen Volks- und volkstümlichen Musik sowie die Problematik der ungarischen „Zigeunermusik“ näher betrachtet. Darüber hinaus werden neben der Präsentation und Auswertung verschiedenartiger Dokumente, welche Brahms’ Affinität zur ungarischen Musik und zum style hongrois belegen (wie z. B. seine handschriftlichen Sammlungen ungarischer Melodien), auch die vielfältigen persönlichen Beziehungen, die Johannes Brahms seit seiner Jugend mit Ungarn verbanden, genauer beleuchtet; seine Kontakte zu ungarischen Freunden, Bekannten und Kollegen werden im Einzelnen beschrieben und jeweils im Hinblick auf ihre Bedeutung für Leben und Werk des Komponisten analysiert. Gleichermaßen bleibt die zeitgenössische Rezeption von Brahms als Komponist, Pianist und Dirigent in Ungarn nicht ausgeblendet. Im Rahmen der musikalischen Analysen wird schließlich deutlich, in welchem Umfang und auf welche Weise genau die ungarische Musik des 19. Jahrhunderts und die spezifische Vortragsweise ungarischer Zigeunermusiker ihre Spuren im Gesamtoeuvre Brahms’ hinterlassen haben. Der umfangreiche Anhang bietet mit meist tabellarisch erschlossenen Informationen zu den einzelnen Themenbereichen der Arbeit – darunter einem detaillierten Katalog aller ungarischen Musikdrucke in Brahms’ Nachlass – einen nützlichen Apparat für einen vertiefenden und anschaulichen Einblick in die Thematik.