Das Wissen vom Menschen
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Diese kulturwissenschaftlich ausgerichtete, materialreiche Studie am Schnittpunkt von Germanistik, Philosophie und Geschichtswissenschaft untersucht den Impact der modernen Biopolitik auf Leben und Werk Franz Kafkas. Dieser stand, unter anderem, als studierter Jurist und Versicherungsexperte des habsburgischen „Vorsorgestaates“, als Prager Jude, als nerven- und lungenkranker Sanatoriumspatient, als Zeitzeuge des Ersten Weltkrieges und folgenreicher medialer, technischer, wissenschaftlicher und politischer Entwicklungen im unmittelbaren Erfahrungskreis der biopolitischen Moderne, die ein spezifisches „Wissen vom Menschen“ produzierte und artikulierte. Als hermeneutische und heuristische Basis werden die Biopolitiktheorien von Michel Foucault und Giorgio Agamben herangezogen. Für die biopolitische Moderne erweist sich dabei die enge Verflechtung von Biologie und Ökonomie als besonders prägnant. Im Laufe der Untersuchung kommt zudem die gleichzeitige thanatopolitische Verfassung der modernen Biopolitik, gleichsam als deren Arkanum, deutlich in den Blick, unter anderem in dem biologistischen „Menschenwissen“ von Sozialdarwinismus und Eugenik, Bakteriologie, Entomologie, Antisemitismus und „Euthanasie“.