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Alwin Lay, Generali

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Überall begegnet man ihm, dem Anliegen der Kunst, hinter die Kulissen zu schauen und die herrschenden Verhältnisse, politischer, sozialer oder ästhetischer Natur aufzudecken und zu kommentieren. Denn im Geschäft mit der Kunst ist ihr kritisches Potential, allen Abnutzungserscheinungen zum Trotz, nach wie vor eine ertragreiche Größe. Demgegenüber hält sich der Künstler Alwin Lay gerne „Vor den Kulissen“ auf. Dort, wo Inszenierung, Attrappe, Täuschung und die Oberfläche der Dinge eine Rolle spielen. Sorgfältig wählt er seine Bühnen aus, trägt Requisiten und Darsteller heran und inszeniert Raumsituationen, die er fotografiert oder filmt. Für Lays erste Einzelausstellung entstanden in der Generali Deutschland Holding zwei neue Fotos. Sie zeigen Situationen im Umfeld des Bürogebäudes, die bis ins kleinste Detail auf dem Drehbuch des Künstlers beruhen und mit viel Aufwand produziert wurden. Alles, was Lay anfasst, wird zunächst gedanklich seziert und anschließend künstlerisch aufbereitet, bis die Dinge schließlich anders erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind. Auch die Einladungskarte ist bei Lay nicht bloß ein Instrument zur Besucheransprache. Die Karten zu seiner Ausstellung hat der Künstler fortlaufend nummeriert und perforiert. Das Motiv der Karte verweist zudem auf Prinzipien der Inszenierung im Ausstellungsraum: Abgebildet ist ein lässig drapierter Paillettenvorhang im schummrigen Licht, davor eine Matratze, sie wecken Neugier auf das, was sich hinter dem Vorhang in der Ausstellung befinden mag. Bei Lay geht es nicht nur um die Kunst selbst, sondern auch um die Rahmenbedingungen, um den Kontext des Ausstellens. Dem Künstler ist es ein Anliegen, seine Inszenierungen „nicht am Bildrand enden zu lassen“, so Lay, sondern immer auch den Raum mit einzubeziehen. Im EG Null – Raum für junge Kunst der Generali Deutschland Holding hat er eine spezielle Ausstellungsarchitektur entwickelt. Lay zeigt sich in seinem Foto „The black Pine“ (2010) als Manipulator der Wirklichkeit. Eine Ananas wurde so lange im Ofen gebacken, bis von der Frucht nur noch ihre organische Hülle übrig blieb. Die Ananas ist folglich bis auf ihre Oberfläche ausgetrocknet, während auch die Vitrine nur eine Attrappe ist, die für das Foto gebaut wurde. Keines der Objekte lässt sich auf andere Funktionen zurückführen, als in der Darstellung des Künstlers das jeweilige Ding zu repräsentieren. Zudem bedient sich Lay mit der Fotografie einer Darstellungsform, deren Motive nicht zwangsläufig aus der Wirklichkeit abgeleitet sind, sondern auch künstlichen Ursprungs sein können. Eine Art visuelle Verunsicherung widerfährt dem Betrachter angesichts seiner Arbeiten. Das ist jedoch keine anstrengend Übung, sondern eine lustvolle Erfahrung, wie sich gerade in seinen Filmen zeigt – prägnant inszenierte Stücke, mit schnell erzähltem Inhalt. „Glas Wasser“ (2010) beispielsweise zeigt genau dies: ein Glas Wasser, das auf einer Tischkante kippelt und zu fallen droht, denn die Tischplatte wird von einer Konstruktion aus brennenden Wunderkerzen gehalten. Und dann passiert – nichts. Es ist unsere Erwartungshaltung angesichts scheinbar absehbarer Situationen, die auch in einer Arbeit wie „Lampe“ (2011) im Fokus steht. Die kühle Aura einer physikalischen Messung umgibt eine feuerspeiende Schreibtischlampe. Funken springen auf Wunderkerzen über und nach zwei Minuten endet der Film anders als erwartet. Bei lay ist die Wirklichkeit eine Story mit offnenem Ausgang.

Parameters

ISBN
9783868951936

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Book variant

2011

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