Brot oder Trog
Authors
More about the book
Während sich das Phänomen der neuen Landnahme – auch “Land Grabbing“ genannt – mittlerweile einer größeren Öffentlichkeit erfreut, bleiben wesentliche Triebkräfte dieses Trends noch immer vergleichsweise unterbelichtet. Dies gilt vor allem für die Landnutzungsänderungen, die mit der weltweit steigenden Nachfrage nach Fleisch und dem damit erforderlichen Anbau von Futtermitteln zusammenhängen. Der hohe Futtermittelverbrauch ist Folge einer Ernährungsweise mit einem hohen Anteil an Fleisch, Milch, Eiern und anderen tierischen Produkten. Diese Art der Ernährung verbraucht nicht nur sehr viele Ressourcen, wie Ackerfläche, Wasser und Energie, sondern ist außerdem sehr ineffizient in der Verwertung pflanzlicher Energie. Die Risiken dieses Konsummusters verschärfen sich in dem Maße, wie weltweit immer mehr Menschen diese Ernährungsweise anstreben und auch bezahlen können. Dennoch bleibt es ein exklusives Konsummodell, das den Ausschluss des größten Teils der Menschheit beinhaltet. Es setzt voraus, dass nicht alle Menschen gleichermaßen auf die natürlichen Ressourcen der Erde zugreifen. Es ist daher an der Zeit, sich mit dem anhaltenden Boom der Futtermittel, seinen Ursachen und Folgen sowie den möglichen Wegen zur Eindämmung seiner Risiken auseinanderzusetzen. Mit der vorliegenden Studie möchten „Brot für die Welt“ und das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) einen Beitrag zu einer solchen Auseinandersetzung leisten. Die Studie schildert, wie der steigende Fleischkonsum den Anbau von Futterpflanzen stimuliert und welche Risiken sich daraus ergeben. Sie beschreibt das hohe Futtermitteldefizit vor allem bei proteinreichen Pflanzen in Deutschland und der Europäischen Union sowie die damit einhergehende starke Importabhängigkeit von Soja. Daran anknüpfend werden die sozialen und ökologischen Folgen des industriellen Anbaus dieser Proteinpflanze in den hauptsächlichen südamerikanischen Lieferländern skizziert. Die Publikation fragt ferner, inwieweit ein Ernährungswandel, der den Konsum tierischer Lebensmittel einschränkt, zu einer Begrenzung der entwicklungspolitischen Risiken des übermäßigen Futtermittelkonsums beitragen könnte. Schließlich gibt sie einer Reihe von Empfehlungen ab, wie sich der Futterverbrauch senken ließe, um die zunehmenden Konflikte um Flächennutzung und Ernährungssicherheit zu entschärfen.