Die Entmündigung
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Die Welt ist aus den Fugen. Finanzkrisen, Bankenkrisen, Staatsschuldenkrisen lösen einander in wildem Wechsel ab oder existieren gar gleichzeitig. Fast täglich werden neue Rettungsfonds gebildet oder vorhandene mit neuen Mitteln ausgestattet. Längst gelten Millionen als vernachlässigbar, Milliarden als überschaubar und nur Billionen als angemessen. Nach neuesten Meldungen soll nun ein Schutzschirm ohne Begrenzung die marode Welt retten. Fast alle Wohlfahrtsstaaten der Welt sind in diesen Wahnsinn verstrickt. Der politische Betrieb und große Teile der Öffentlichkeit erklären das Desaster als Folge des Handelns einer Horde verantwortungsloser Spekulanten, Banker und Manager, denen endlich das Handwerk gelegt werden muss. In der Parole der Occupy-Bewegung 'Wir sind die 99 Prozent' kommt dies unmissverständlich zum Ausdruck. Die Frage, wie es möglich sein soll, dass eine kleine Gruppe gewissenloser Akteure die Welt aus den Angeln zu heben vermag, wird längst nicht mehr gestellt. Im Umfang der Lügen wird der Umfang der Verwerfungen deutlich. Dabei ist es das Konzept des Wohlfahrtsstaats selbst, dessen vollständiges Scheitern auf der Tagesordnung steht. Der Wohlfahrtsstaat braucht die Spekulation wie die Pflanze das Wasser, er braucht aber auch die Schulden, um wenigstens den Schein seiner ungezügelten Ansprüche aufrecht erhalten zu können. Das Versprechen des Wohlfahrtsstaats, den Menschen neben materiellem Wohlstand auch das individuelle Glück zu bringen, erweist sich als hohle Phrase. Er will für die Bürger des Landes handeln. Damit wird Freiheit vernichtet und Entmündigung zur täglich erlebbaren Praxis. Die Zerstörung der Wurzeln dessen, was die Griechen einmal Politik nannten, erfordert die Besinnung auf eine Tradition, die den Menschen das erschlossen hat, was als Freiheit in die europäische Geistesgeschichte eingegangen ist. Wenn überhaupt, dann kann nur auf diese Weise dem Wahnsinn noch Einhalt geboten werden.