Die karolingische Pfalzkapelle in Aachen
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„Herrlicher als die Werke der alten Römer“, so lobte der St. Gallener Dichter und Gelehrte Notker Balbulus 883 den in Aachen errichteten Kirchenbau. Die Pfalzkapelle Karls des Großen bildet noch heute den Kernbau des Aachener Doms. Sie gehört zu den hervorragendsten und besterhaltenen Bauwerken der Karolingerzeit und wurde 1978 als erstes deutsches Denkmal in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Nicht nur in künstlerischer und architekturhistorischer, sondern auch in technischer Hinsicht ist die karolingische Pfalzkapelle ein Meisterwerk, das bis heute in Staunen versetzt. Aus der Antike übernommene Kenntnisse und innovative Bautechniken gehen eine einzigartige Verbindung ein: Der Aachener Kuppelbau verwertet antikes Baumaterial, das mit ausgefeilter Logistik aus einem bemerkenswerten geographischen Umkreis nach Aachen gebracht wurde. Er nutzt hydraulisch abbindenden Ziegelsplittmörtel, um einen schnellen Baufortschritt zu ermöglichen. Er ist das erste bekannte Beispiel für eine statische Kuppelkonstruktion mit eiserner Ringverankerung. Die im Jahr 2000 begonnene Sanierung des karolingischen Mauerwerks bot die Gelegenheit, das Bauwerk aus nächster Nähe mit modernen wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen und zu dokumentieren. Bauforschung und Restaurierungswerkstätten des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland haben in enger Kooperation mit der Aachener Dombauleitung die Maßnahmen kontinuierlich begleitet und exemplarische Forschungen durchgeführt. Zahlreiche wissenschaftliche und technische Untersuchungen wurden von der RWTH Aachen, von Forschungsinstituten und Fachleuten unternommen. Dabei stellen historische und baugeschichtliche Forschungen die Aachener Pfalz in den Mittelpunkt. Mit neuer Technik wurden die 1200 Jahre alten Baumaterialien – Steine, Mörtel und Metalle – analysiert, Statik und Erdbebensicherheit geprüft. Radaruntersuchungen gaben über die innere Mauerwerksstruktur Auskunft, Reinigungs- und Restaurierungsverfahren wurden beispielhaft angewendet. Die umfassende Dokumentation der durchgeführten Sanierungsmaßnahmen in Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen und Disziplinen garantierte Ergebnisse, die über ihren Nutzen für das aktuelle Projekt hinaus Modellcharakter für andere denkmalpflegerische und restauratorische Aufgaben und Fragestellungen aufweisen. Die Neuvermessung des Bauwerks und exakte, photogrammetrisch erstellte Pläne boten nicht nur für die Durchführung der Sanierungsmaßnahmen eine sichere Grundlage, sondern sie ermöglichten eine steingenaue Dokumentation des Baubestandes, der zum großen Teil noch original erhalten ist. Darüber hinaus führten sie aber auch zu vollständig neuen Erkenntnissen über die perfekte Geometrie und die Maßverhältnisse des Kirchenbaus, der von Alkuin und anderen Zeitgenossen als Abbild des salomonischen Tempels verstanden wurde. Genau zehn Jahre, nachdem die Untersuchungsergebnisse anlässlich der Sanierung der gotischen Chorhalle des Aachener Doms als Band 58 der Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege publiziert wurden („Die gotische Chorhalle des Aachener Doms und ihre Ausstattung. Baugeschichte – Bauforschung – Sanierung.“ Petersberg 2002), fasst die vorliegende Publikation nun die Beiträge und Berichte zur Außenrestaurierung des karolingischen Kernbaus zusammen.