Hecht
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Als die Fotografin Lysann Buschbeck Ende der 1990er Jahre in eine Wohnung im Dresdner Hecht-Viertel zog, begegnete sie dort ihren jüngeren Nachbarn. Sie borgten sich Zigaretten, kamen häufig auf einen Tee vorbei und wärmten sich auf, wenn es draußen kälter wurde. Lysann Buschbeck begann, die Jugendlichen in den Räumen zu fotografieren, die sie sich selbst geschaffen hatten – in leer stehenden Wohnungen, die es im Dresden der Nachwendezeit in Hülle und Fülle gab. Über einen Zeitraum von 13 Jahren begleitete die Fotografin die Heranwachsenden. Sie hielt sie fest, wenn sie gut drauf waren; sie fotografierte sie in schwierigen Phasen. Sie besuchte sie zu Hause, in einem Heim für Schwererziehbare und im Knast. Die Nähe und das Vertrauen, das sich zwischen ihr und den Jugendlichen entwickelte, ist in den Fotografien spürbar: die Teenager wirken offen, ehrlich und verwundbar. „Hecht“ – benannt nach dem Stadtviertel in Dresden-Neustadt – eröffnet einen sensiblen Blick auf eine Gruppe ostdeutscher Teenager, deren Eltern Anfang der 1990er Jahre arbeitslos wurden und ihren Kindern keinen Halt mehr geben konnten, weil sie ihn selbst verloren hatten. Alkoholismus, körperliche Gewalt und Drogenerfahrungen gehörten zum Alltag der Heranwachsenden, wie sie in Gesprächen mit der Hamburger Autorin Claudia Gülzow erzählen. Ähnlich wie Hubert Fichte in den 1960er Jahren den Underdogs auf St. Pauli eine Stimme gab, so kommen die Dresdner Jugendlichen in „Hecht“ selbst zu Wort. In poetischen Bildern beschreiben sie ihr Biografie und die Suche nach einem Sinn, die oft nicht einfacher ist als das Leben selbst.