"Dies Glasperlenspiel mit schwarzen Perlen"
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Im März 1944 erhält Thomas Mann während seiner Arbeit am „Doktor Faustus“ eine Sendung seines Kollegen und Freundes Hermann Hesse, die dessen im Jahr zuvor erschienenen Roman „Das Glasperlenspiel“ enthält. In einem nur wenige Wochen später verfassten Antwortbrief an Hesse bringt Mann seine „Bestürzung“ über die frappierende geistige Nähe der beiden Altersromane zum Ausdruck: Er bezeichnet sie fortan in zahlreichen Äußerungen als „Bruderwerke“ und fügt dem an Hermann Hesse geschickten Exemplar des „Faustus“ eine handschriftliche Widmung bei, in der er seinen eigenen Roman ein „Glasperlenspiel mit schwarzen Perlen“ nennt. Die vorliegende Studie nimmt diese von Thomas Mann postulierte Analogie der Altersromane zum Ausgangspunkt für eine vergleichende Untersuchung des Verhältnisses von Musik und Moralität im Werk beider Autoren. Anhand einer Analyse der Musikbeschreibungen in den Erzähltexten Manns und Hesses wird eine Entwicklungslinie vom Früh- bis zum Spätwerk nachgezeichnet, die die Revision eines rein ästhetischen Verständnisses von Musik als amoralischer Kunstform zugunsten einer ethischen Perspektive sowohl im „Doktor Faustus“ als auch im „Glasperlenspiel“ nahelegt.