Bedeutungen obligatorischer Zusammenarbeit von Lehrerinnen und Lehrern
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Unterrichtsbezogene Kooperation von LehrerInnen stellt ein mehrfach theoretisch wie empirisch untermauertes Desiderat dar, gilt jedoch als äußerst rar, schwer zu initiieren und nicht zu forcieren. In der vorliegenden Arbeit werden wissenschaftliche Erkenntnisse, Normen und Tabuisierungen über Lehrerkooperation zunächst theoretisch hinterfragt, bevor eine spezifische Form systemimmanenter, obligatorischer Lehrerinteraktion empirisch im Rahmen einer Fallstudie untersucht wird. Es handelt sich dabei um eine institutionalisierte Interaktionsform, die für die LehrerInnen deshalb verbindlich ist, weil mindestens zwei Lehrkräfte dieselbe Lerngruppe in demselben Fach unterrichten. Die Interaktion vollzieht sich im Rahmen dieser alternierenden Unterrichtsstruktur in Form von sog. „Übergaben“. Im Fokus der Untersuchung stehen die Leitfragen, (1) ob diese Interaktion die Kriterien einer anspruchsvollen Kooperation resp. einer Professionellen Lerngemeinschaft erfüllt, (2) ob eine solche Kooperation die beteiligten LehrerInnen in ihrer Autonomie einschränkt und (3) wie be- oder entlastend sie für die beteiligten AkteurInnen ist. Die Untersuchungsgrundlage bilden transkribierte Daten von 59 Lehrerinteraktionen und halbstandardisierte Interviews mit zehn LehrerInnen, die inhaltsanalytisch ausgewertet werden. Die Ergebnisse der drei Teilstudien liefern u. a. Anhaltspunkte für eine Erweiterung des Konstruktes Professionelle Lerngemeinschaft, für eine Revision der Bedeutung des Autonomiebedarfs von LehrerInnen und für die Berücksichtigung des Faktors Verantwortung in der Lehrerkooperations- und -belastungsforschung.