Standortfaktor Regional Governance auf dem Prüfstand
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Deutschlandweit haben sich in den 1990er und 2000er Jahren neue Formen regionaler Zusammenarbeit etabliert: Städte, Gemeinden und Landkreise engagieren sich in „Städtenetzen“ und „Regionalkonferenzen“, „Aktionsgruppen“ und „Wachstumsinitiativen“, „Clustern“ und „Metropolregionen“ - um nur einige Beispiele zu nennen. Prägend für die neuen Kooperationsmodelle, für die sich der Sammelbegriff der Regional Governance eingebürgert hat, sind die gemeindeübergreifende Ausrichtung, die Einbeziehung privater Akteure und die Bildung und Nutzung von „Netzwerken“ als Steuerungsmodus. Der Autor geht der Frage nach, ob sich der vielfach angenommene positive Einfluss regionaler Steuerungssysteme auf die regionale Wirtschaftsentwicklung in der Praxis bestätigen lässt. In einem theoretischen Teil werden zunächst die zentralen Begrifflichkeiten geklärt und mögliche regionalwirtschaftlichen Effekte von „Good Regional Governance“ erörtert. Betrachtete Teilaspekte sind die Regionalität von Steuerung, die Existenz und Ausprägung regionaler Netzwerke, die Einbindung von Bürger/innen und Unternehmen und das Handeln von Politik und Verwaltung. Die im Theorieteil abgeleiteten Hypothesen werden im zweiten, empirischen Teil der Abhandlung „auf den Prüfstand“ gestellt. Hierzu werden einzelne Facetten regionaler Steuerungssysteme operationalisiert und die statistischen Zusammenhänge zur regionalen Beschäftigungsentwicklung anhand von Zeit-reihen-Untersuchungen, Korrelations- und Regressionsrechnungen überprüft. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen bestätigen, dass „Good Regional Governance“ eine nennenswerte Bedeutung für die regionale Wirtschaftsentwicklung besitzt, ihre Bedeutung jedoch nicht überschätzt werden darf. So lässt sich einerseits bei gut einem Drittel der untersuchten Indikatoren ein nennenswerter Zusammenhang zur Beschäftigungsentwicklung nachweisen. Auch in der Zusammenschau bestätigt die multivariate Regressionsanalyse die Relevanz einer Good Regional Governance: Werden die verschiedenen Variablen in ihrer gebündelten Wirkung betrachtet, so vermögen sie - je nach Analyseebene, Raumtyp und Landesteil (Ost/West-Deutschland) - etwa 30 bis 60 Prozent interregionaler Wachstumsunterschiede zu erklären. Andererseits ist festzustellen, dass für knapp zwei Drittel der gewählten Indikatoren kein hypothesenkonformer statistischer Zusammenhang zur Beschäftigungsentwicklung festzustellen ist, in sechs Fällen die Wirkungsrichtung sogar konträr zur Ursprungsannahme ist. Werden die verschiedenen Aspekte einer Good Regional Governance gesondert betrachtet, so erweist sich das Handeln von Politik und Verwaltung als besonders relevante Teildimension, wogegen etwa „regionalen Netzwerken“ häufig ein Mehrwert zugesprochen wird, der sich in den hier vorgenommenen Untersuchungen kaum wieder findet.