Konflikt um die symbolische Ordnung
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Diktaturen wie die der DDR sind nicht zu verstehen, wenn man sich nur die repressiven Aspekte der Herrschaftspraxis anschaut. Eine wichtige Rolle spielen auch Versuche, die Bevölkerung von der Richtigkeit und Legitimität des Gesellschaftsprojektes zu überzeugen und ihr ein neues Weltbild nahe zu bringen. Die SED geriet dabei in Konflikt mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften. Ganz unverhohlen versuchte sie, diese in ihren bisherigen Leistungen und Funktionen zu beerben und zwang sie in Auseinandersetzungen hinein, die als ein Kampf um die Praktiken und Weltsichten der Menschen zu interpretieren sind. Die vorliegende Studie rekonstruiert dieses Konfliktverhältnis mit Hilfe der Sozialtheorie Pierre Bourdieus. Vorgestellt wird ein Modell des religiös-weltanschaulichen Feldes, das die Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirchen und dessen Konsequenzen sowohl für die religiösen Akteure als auch für die Bevölkerung zu konzeptualisieren vermag. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Rezeption dieses Konfliktes im Alltag. Dazu wurden 24 Interviews mit ostdeutschen Mehrgenerationenfamilien ausgewertet. Das im Buch dargestellte Feld von alltagsweltlichen Positionen zeigt, dass es hierbei zu durchaus eigensinnigen Prozessen der Aneignung kam, die in dem von der SED forcierten „Entweder-oder“ bei weitem nicht aufgingen.