Vietnam auf den zweiten Blick
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Nach der Wiedervereinigung bemühte man sich, die vietnamesischen Vertragsarbeiter als Relikt der DDR schnellstens abzuschieben. Da ich durch Zufall eine Vietnamesin kennengelernt und mit ihr einen liebenswerten Menschen gefunden hatte, beschlossen wir zu heiraten. Von dieser Eheschließung profitierten wir beide: Sie entging einer bereits aktenkundigen Abschiebung, und ich gewann einen Partner, den man sich besser nicht vorstellen konnte. Mehr als zehn Jahre waren wir verheiratet, als man bei meiner Frau ein fortgeschrittenes Bronchialkarzinom diagnostizierte. Es waren die Spätfolgen einer Dioxydvergiftung. Bei Aufräumarbeiten in abgestorbenen Wäldern von Laos war sie mit dem chemischen Kampfstoff »Agent Orange« kontaminiert worden. Agent Orange wurde von den USA während des Vietnam-Kieges als sogenanntes »Entlaubungsmittel« versprüht. Dieses hochtoxische Aerosolgemisch vernichtete jedoch nicht nur Pflanzen, es vergiftete auch Menschen und Tiere. Es wurde produziert von den Unternehmen Bayer AG und Monsanto. Bei meiner Frau löste es als Spätfolge einen Lungenkrebs aus, an welchem sie nach vierjährigem Kampf gegen diese heimtückische Krankheit verstarb.