Bornholm
Authors
More about the book
AuszugCapri des Nordens, Sonneninsel Skandinaviens, Perle der Ostsee – mit diesen Attributen wird gern für den östlichsten Punkt Dänemarks und die fünftgrößte Insel des Landes geworben, die näher an Schweden, Polen oder Deutschland liegt, als am Mutterland selbst, und sie eindeutig als vornehmlich touristische Destination klassifiziert. Doch Bornholm bietet viel mehr als Sommer, Sonne, Strand und blaues Ostseewasser. Bornholmer – das sind die Menschen von der Insel, die sie gern selbst als Land Bornholm bezeichnen und dabei geflissentlich ihren eigenen Inselstatus ignorieren. Was dann auch gleich für die Zugehörigkeit zum Königreich Dänemark gilt. Als Bornholmer werden zudem die kulinarischen Highlights der Insel bezeichnet, die goldig schimmernden, geräucherten Heringe aus den typischen Räuchereien. Weltbekannte Bornholmer ticken, meistens richtig, in so mancher Wohnstube betuchter Bürgerschaft. Ein Herr (Er) und zwei Damen (Sie und Fräulein) sind es, die als exklusive Standuhren von Uhrmachermeistern in Rønne gefertigt werden. Ein Handwerk, das um 1745 eher zufällig auf der Insel strandete. Und der Sand in den Stundengläsern, die in den Bornholmer Rundkirchen zu finden sind und die Redezeit des vortragenden Geistlichen zu beschränken suchen, stammt selbstredend vom feinsandigen Inselstrand Dueodde. Beliebt auch bei Literaten zum Löschen noch feuchter Tinte. Der geografischen Isolation verdankt das Land Bornholm eine gewisse Unabhängigkeit und Eigenständigkeit, welche der hier lebende Bornholmer stolz, mit einer gewissen Exzentrik und rechtschaffener Gelassenheit zu präsentieren vermag. Es brachte aber auch eine ganze Menge Unannehmlichkeiten. Im Laufe der Jahrhunderte stand die Insel ständig im Mittelpunkt feindlicher Handlungen aus allen erdenklichen Richtungen, die auf eine Inbesitznahme abzielten. Permanenter Spielball und Zankapfel der vermeintlich Mächtigen im Ostseeraum. Zuletzt im Mai 1945 als nach der deutschen Kapitulation die Besatzung der Insel eigentlich beendet war und der zuständige Kommandant aufgrund missverständlicher Nachrichtenlage sich den sowjetischen Forderungen zur Aufgabe wehrhaft widersetzte. Daraus resultierte ein kleiner, ziemlich einseitiger Krieg nach dem großen Krieg in einem neuerlichen Bombardement Bornholms, in dessen Verlauf leider noch Opfer und einige massive Zerstörungen zu beklagen waren. Schließlich verbergen sich auf Bornholm reichlich Mythen, Sagen und Legenden. Diese handeln von Trollen und Unterirdischen, die an der schroffen Klippenküste zu Hause sein sollen und in den Grabhügeln im Landesinneren. Sie tragen typische Bornholmer Tracht, meist mit roter Mütze, schützen die Insel immer wieder vor Gefahren und besitzen ein erstaunliches militärisches Potential (Infanterie im Norden, Artillerie im Süden, dazu dreibeinige Pferde), das jedoch nur im Verborgenen aktiv ist. Sie schlugen – wahrscheinlich - schon so manch verängstigten Schweden in die Flucht.