Unidisplay
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Nach seinem Auftakt in Mailand gastiert Carsten Nicolais gewaltiges und erweiterbares unidisplay, konstruiert vom Stararchitekt und -ingenieur Werner Sobek, im Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) – und verspricht dort, wie in dieser Publikation, bewusstseinserweiternde Erlebnisse. Als klar strukturierter, und doch sinnesverwirrender, Exkurs in wissenschaftliche Recherche, Technikexperimente, Wahrnehmungsforschung, Architektur, Kunst und Klang spielt sein eindrucksvolles Fresko mit physischen Phänomenen, Perspektiven und menschlicher Wahrnehmung – und setzt damit den langjährigen Forschungsarbeiten des Künstlers, Musikers und Autoren (u. a. Grid Index und Moiré Index, cyclo. id: Vol. 1 und syn chron) ein klares, sichtbares Zeichen. Auf einer mehr als 50 Meter langen Projektionsfläche, flankiert von zwei Spiegelwänden, die das Ganze ins Unendliche erweitern, oszillieren optische Muster und große, grafische Module, um mit dieser digitalen (Des-)Orientierungsmaßnahme sowie Farbeffekten, Flimmern, Illusionen oder Doppelbildern unsere Wahrnehmung auf die Probe zu stellen. Dabei macht Nicolai nicht nur die Zeit über verschiedene Skalen (von der Sekunde bis zu Jahrmillionen) greif- und messbar, sondern presst auch die Sprache der Zeichen in ein eigenes abstrakt-grafisches Vokabular. Schließlich konfrontiert uns eine weitere Ebene mit optischen Täuschungen und ihrer psychologischen Wirkung, die sein riesiges, abstraktes Werk in ein menschliches Echtzeitlabor verwandeln. Ausgebreitet über 88 Seiten – einschließlich eines spiegelfolienbezogenen Altarfalzes, der die Ausstellungssituation nachempfindet – erlaubt uns unidisplay, diesen geballten Sinnesrausch Schicht für Schicht zu entflechten und bricht ihn auf seine Elemente herunter. So erhalten wir nicht nur Einblick in Nicolais eindrucksvolles visuell-theoretisches Schaffen, sondern auch in unsere eigene Wahrnehmung – und wie sie uns eventuell auf Abwege führen kann.