Amoklauf 1913
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Der 39 Jahre alte Hauptlehrer Ernst Wagner tötet am 4. September 1913 in Degerloch seine Familie, um anschließend in Mühlhausen an der Enz Feuer zu legen und neun weitere Menschen zu erschießen. Nach der Tat wird von den Betroffenen das Geschehen in immer neuer Perspektive untereinander besprochen und weitererzählt. Die Kirchenvertreter suchen höheren Sinn zu stiften, der Amtmann berichtet von der Anteilnahme des Königs, der Kriegerverein ehrt die ermordeten Veteranen. Die Ortsbehörden inspizieren und zeichnen auf. Das Untersuchungsgericht nimmt sich die Zeugen vor. Sammlungsaufrufe werden verfasst. Ein Verlag will Bücher mit esoterischen Erklärungen verkaufen. Poesie soll helfen, eine Lehrersfrau dichtet zur Verteidigung des Standes. Die Experten treten in Aktion, die Juristen vernehmen weiter, die Psychiater begutachten. In Presse und Landtag – Parallelen zur Gegenwart sind frappierend – wird hitzig und kontrovers das Waffenrecht zum Thema gemacht. Und einige Zeitungen thematisieren selbstkritisch die eigene (Sensations-)Berichterstattung ... die Polyphonie zur Katastrophenbewältigung hält weiter an. Und dann spricht auch wieder der Täter, agitiert gegen das Judentum und für Rassenhygiene, bezeichnet sich als ersten Nationalsozialisten in der Anstalt, schließlich geht noch sein Hirn auf Reisen ...