Untersuchungen zum Nachweis enteraler Viren in Putenbeständen mittels Transmissionselektronenmikroskopie und Polymerase-Kettenreaktion
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AuszugViral bedingte Darmerkrankungen sind beim Wirtschaftsgeflügel weit verbreitet. In der Literatur werden zahlreiche Virusarten als Ursache von Darmerkrankungen beschrieben. Sie führen teils monokausal, teils multikausal zum Krankheitsausbruch (Hafez und Jodas, 1997; Saif, 2008). Infektionen finden in der Regel fäkal-oral durch direkten oder indirekten Kontakt zu infizierten Personen oder Tieren statt. Auch kontaminierte Lebensmittel und Wasser sind als Infektionsquellen bekannt. Ca. 40% der Gastroenteritiden bei Menschen werden durch Calici-, Rota-, Adeno- oder Astroviren ausgelöst (Mead et al., 1999). Aufgrund des hohen Infektionsdrucks kann es besonders in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kindertagesstätten, Alten- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern zu Massenausbrüchen kommen. Über die Beteiligung von Rota-, Astro- und Coronaviren an Darmerkrankungen bei Puten wurde eine große Anzahl von Untersuchungsergebnissen aus den USA, England und Italien publiziert (Cattoli et al., 2007; Culver et al., 2006a; Jindal et al., 2010). Da das Geflügel in der Tierproduktion zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird es immer wichtiger, das Zusammenspiel von Tierhaltungen und der dadurch verursachten Krankheiten, welche der Geflügelwirtschaft massive wirtschaftliche Schäden zufügen können, zu verstehen. Während internationale Forschungsberichte und klinische Studien der letzten Jahre zeigten, dass virale Enteritiden eine größere Gefahr für Nutzgeflügelbestände darstellen, als dies bis jetzt angenommen wurde, liegen für Deutschland bislang keine Untersuchungsergebnisse hierzu vor. Es wird lediglich vermutet, dass Rota-, Astro- und Coronaviren auch in deutschen Putenbeständen weit verbreitet sind. Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, neue Erkenntnisse zum Vorkommen der oben genannten Viren in deutschen Putenbeständen zu erlangen. Zur Umsetzung dieses Ziels ist es zunächst notwendig, möglichst viele der im Putenkot vorhandenen Viruspartikel zu identifizieren, da nur so geprüft werden kann, ob die aus der Literatur bekannten molekularbiologischen Verfahren die gesuchten Viren auch nachweisen können. Hierfür stellt die elektronenmikroskopische Erregerdiagnostik ein ideales Instrument dar, da es dem Betrachter den sogenannten „offenen Blick“ für alle vorhandenen Viruspartikel ermöglicht und somit ein vorzeitiges „Aussortieren“ Viruspositiver Proben durch möglicherweise unpassende PCR-Primer verhindert. Die mit Hilfe des Transmissionselektronenmikroskops identifizierten Viruspartikel können dann mit den in der Literatur beschriebenen molekularbiologischen Verfahren, gegebenenfalls aber auch mit selbst entwickelten PCR-Methoden nachgewiesen werden. Positive PCR-Produkte aus den verschiedenen Beständen werden anschließend sequenziert, um mit Hilfe von Sequenzvergleichen zum einen die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Putenviren untereinander näher zu beleuchten und zum anderen Daten zur Nachweissicherheit der verwendeten PCR-Methoden zu erhalten.