Die Seismografie des Fragens
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Biografische Gespräche, für die sich der Fragende akribisch vorbereitet und bei denen durch Empathie und mit einer kritischen Haltung unzählige Facetten einer Person erst wirklich sichtbar werden, sind fast komplett aus den deutschsprachigen Medien verschwunden. Jörn Jacob Rohwer ist einer der wenigen Autoren, der in den 1990er- und 2000er-Jahren Dutzende ebensolcher Gespräche geführt hat, unter anderen mit Susan Sontag, Tomi Ungerer, Heinrich Hannover, Hans Keilson, Doris Lessing, George Tabori aber auch Leni Riefenstahl und Daniel Goldhagen oder Richard Sennett. So unspektakulär dies klingen mag, so tief greifend, überraschend und zeitlos sind die Aufzeichnungen eines Fragenden. Durch Rohwers sorgfältige Einarbeitung sowie seine subtile, aber eindringliche Art zu fragen und zu schreiben entstehen aus diesen Gesprächen Dokumente, die zeitlos werden und Universelles über den Menschen an und für sich transportieren. 'Die Seismografie des Fragens' ist aber noch mehr als eine Sammlung von Gesprächen: Durch die vielen Querbezüge bei Rohwers Gesprächspartnern und bei den geografischen, inhaltlichen und historischen Begebenheiten liest sich dieses Buch auch als alternative und fragmentarische Geschichte des 20. Jahrhunderts und bietet mehr Spannung und Gehalt als manche Einzelbiografie und mancher Roman.