Rezeptive Interpunktionskompetenz
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Obwohl bekannt ist, dass Interpunktionszeichen den Leseprozess steuern, wurde die leserseitige Verarbeitung der Interpunktionszeichen von der Sprachdidaktik bislang nicht als Forschungsgegenstand wahrgenommen. Der vorliegende Band leitet hier eine Wende ein: In einer Pilotstudie konnte die Autorin anhand eines selbst entwickelten, computerbasierten Lesetests namens RIKo (Rezeptive InterpunktionsKompetenz) und anhand weiterer (standardisierter) Lesetests empirisch nachweisen, dass die Fähigkeit, syntaktische Interpunktionszeichen (Punkt, Komma, Semikolon und Doppelpunkt) erfolgreich zu verarbeiten, eine komplexe Teilkompetenz allgemeiner Lesekompetenz ist. Bei 174 untersuchten Schülern und Schülerinnen aus achten Klassen zeigten sich schulartenübergreifend hochsignifikante Verarbeitungspräferenzen (Schwierigkeitshierarchien) sowie Effekte hinsichtlich Zugriffsmodus (unmittelbar vs. kontrastiv) und hinsichtlich der Sensibilität gegenüber strukturellen und semantischen Störungen. Die Befunde sprechen dafür, dass der im Band vorgestellte Test RIKo als Baustein für eine differenzierte Lesediagnostik genutzt werden kann und die bis heute ausschließlich produktionsorientierte Interpunktionsdidaktik konzeptionell neu ausgerichtet werden muss.