Neurowissenschaften und Chirurgie
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Die modernen Neurowissenschaften beeindrucken durch ihre neuen Erkenntnisse über das Hirn, über das neurobiologische Geschehen, welches Denken, Fühlen, Tun begleitet. Strukturen und Funktionen der Hirnzellen und ihrer Verknüpfungen (Kon- nektivität) sind wandelbar. Lernen, Erleben, Erfahrung erweitern die messbare Ausstattung mit Neuronen, Synapsen, Vernetzungen, Schaltkreisen; man spricht von Plastizität, Formbarkeit, adaptiver Wachstumsfähigkeit der Strukturen und Funktionen des Hirns. Das muss den Chirurgen, homo sapiens et faber, interessieren: Klinisches Können, Wissen, wie auch manuelle, operative Fertigkeit sind Leistungen des Hirns. In Analogie zu anderen, neurophysiologisch untersuchten Akteuren (z. B. Musiker, Tänzer, Vögel) muss der Chirurg sehr viel üben, zuschauen, mittels seiner Spiegelneuronen virtuell mitoperieren, um operative Kompetenz zu erlangen, sich einen weiten persönlichen neuronalen Kosmos für Denkwerk und Handwerk zu erarbeiten. Lernen erfolgt über epigenetische Mechanismen; sie wirken auf die Expression der Gene. Die Epigenetik eröffnet eine willentliche Einflussnahme auf das 'Diktat der Gene' – eine epochal neue anthropologische Sichtweise tut sich auf. Die praktische Konsequenz lautet: Aneignung von Können im Operieren (und auch im klinischen Denken) erfordert viel Anschauung, Üben und Nachahmen, Dabeisein im Operationssaal. Die Neurowissenschaften bestätigen alte empirische Evidenz!
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Neurowissenschaften und Chirurgie, Ernst Gemsenjäger
- Language
- Released
- 2014
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- Title
- Neurowissenschaften und Chirurgie
- Language
- German
- Authors
- Ernst Gemsenjäger
- Publisher
- EMH-Media
- Released
- 2014
- ISBN10
- 3037540796
- ISBN13
- 9783037540794
- Category
- Health / Medicine
- Description
- Die modernen Neurowissenschaften beeindrucken durch ihre neuen Erkenntnisse über das Hirn, über das neurobiologische Geschehen, welches Denken, Fühlen, Tun begleitet. Strukturen und Funktionen der Hirnzellen und ihrer Verknüpfungen (Kon- nektivität) sind wandelbar. Lernen, Erleben, Erfahrung erweitern die messbare Ausstattung mit Neuronen, Synapsen, Vernetzungen, Schaltkreisen; man spricht von Plastizität, Formbarkeit, adaptiver Wachstumsfähigkeit der Strukturen und Funktionen des Hirns. Das muss den Chirurgen, homo sapiens et faber, interessieren: Klinisches Können, Wissen, wie auch manuelle, operative Fertigkeit sind Leistungen des Hirns. In Analogie zu anderen, neurophysiologisch untersuchten Akteuren (z. B. Musiker, Tänzer, Vögel) muss der Chirurg sehr viel üben, zuschauen, mittels seiner Spiegelneuronen virtuell mitoperieren, um operative Kompetenz zu erlangen, sich einen weiten persönlichen neuronalen Kosmos für Denkwerk und Handwerk zu erarbeiten. Lernen erfolgt über epigenetische Mechanismen; sie wirken auf die Expression der Gene. Die Epigenetik eröffnet eine willentliche Einflussnahme auf das 'Diktat der Gene' – eine epochal neue anthropologische Sichtweise tut sich auf. Die praktische Konsequenz lautet: Aneignung von Können im Operieren (und auch im klinischen Denken) erfordert viel Anschauung, Üben und Nachahmen, Dabeisein im Operationssaal. Die Neurowissenschaften bestätigen alte empirische Evidenz!