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Im Horizont des geschichtsphilosophischen Erzählfragments liegt der Alptraum einer mechanisierten Welt, in der es nur die reduzierte ‚Vernunft‘ des Automaten oder die ‚Gestörtheit‘ des Geistes gibt. Georg Büchner interessiert sich für die ‚Gestörtheit‘ der Lenz-Figur nicht als solche, sondern als die ‚Kehrseite der Medaille‘. Die Lenz-Novelle zeigt, welche Vernunft im Wahnsinn schlummert und welcher Wahnsinn in der Vernunft (des Fortschritts, Wohlstands etc.) steckt. Diese Gesellschaft scheint nicht auf dem Weg zu einer anthropologischen Vernunft zu sein. Lenz wird nicht als ‚Fall‘ betrachtet, sondern als Subjekttypus, der leidende Subjektivität repräsentiert. In einer Zeit, in der „Freiheit“ und „Vernunft“ gegen das Althergebrachte aufbegehren, trägt das individualisierte Subjekt die Verantwortung für sich und alles andere, was es anfällig für psychische Störungen macht. In der Einsamkeit der Lenzfigur spiegelt sich der Appell wider, der „Krankheit der Freiheit und Verantwortlichkeit“ mit einer anthropologischen Vernunft oder Gemeinsinn zu begegnen. Lenz ist kein ‚Unvernünftiger‘, sondern ein Opfer der dezentralen Vernunft, die einen zu großen geistigen Freiheitsrahmen schafft. Die Gesellschaft erzeugt systematisch Wahnsinnige und steht ihnen oft ratlos oder sadistisch gegenüber. Büchners Thema bleibt unter den Überich-Zwängen der Moderne tabu, was seine späte Entdeckung und Kanonisierung erklärt, obwohl zwei seiner drei Werk
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Der Wahnsinn der Vernunft, Gerhard Oberlin
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- 2014
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- (Paperback)
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