Irreführung der Dämonen
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Das vorliegende Buch stellt den Versuch dar, sich auf betont essayistische Weise dem Werk Rezzoris aus mehreren, sich ergänzenden Perspektiven, die u. a. dazu beitragen sollen, die Isolation des Autors in der Rezeption überwinden zu helfen, anzunähern. Mittels differenzierter literaturhistorischer Überlegungen wird die Bedeutung des lange durch die deutschsprachige Literaturkritik vernachlässigten, größtenteils unterschätzten Autors in ein neues Licht gerückt. Bisher kaum oder nie beachtete Aspekte des Werkes Rezzoris wie das Berliner Kriegstagebuch aus dem 1943, das sich als Manuskript im Privatarchiv des Autors in Donnini/Toskana befindet, oder die Novellen Der Schwan und Affenhauer oder die Fortsetzung der Liebe mit anderen Mitteln, die den Terrorismus im Italien der 70er Jahre thematisiert, werden um Lektüren erweitert, die durch Vergleiche mit anderen in der Bukowina verwurzelten (Appelfeld) oder von Rezzori geschätzten Autoren (Rilke, Musil, Nabokov) einen produktiven Rezeptionsvorgang aufdecken, der über literarische „Wahlverwandtschaften“ und intertextuelle Bezüge hinaus von der Originalität dieses außergewöhnlichen Virtuosen deutscher Zunge zeugen. Die Autoren tragen zudem der versunkenen Welt am östlichen Rande der Habsburgermonarchie Rechnung, indem sie mit ihrem kulturhistorischen Blick den literarischen „Mythos Czernowitz-Tchernopol“ vor der Folie der politischen und nationalistischen Spannungen und Zersetzungsmechanismen betrachten, die seiner geistigen Ausstrahlung ein Ende setzten und bei Rezzori zu einem komplexen Wechselspiel zwischen nostalgisch gefärbter Mythosbildung und satirischer Entmythisierung führen. Gerade der Titel dieses Buches, der ein Zitat aus Greisengemurmel, einem der Spätwerke Rezzoris (erschienen 1994), übernimmt, spielt auf die „Dämonen“ des 20. Jahrhunderts an, deren groteske Maske der Autor heraufbeschwört, um ihr abscheuliches und furchtbares Wesen um so deutlicher zu offenbaren