Wirtschaftspolitik zwischen Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus
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Betrachtet man die Erfahrungen, die für die deutsche und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts prägend geworden sind, stößt man unausweichlich auf Weltkrieg und Demo-kratieverlust, Diktatur und Verbrechen, Teilung und Wiedervereinigung. Wachsende Poli-tikverdrossenheit, Kürzungen der Sozialleistungen und sonstige Sparmaßnahmen des Staates zur Haushaltskonsolidierung, lassen Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise und die Endphase der Weimarer Republik unter Reichskanzler Heinrich Brüning wach werden, spiegeln zum Teil, wenn auch unter völlig anderen Rahmenbedingungen, aktuelle Trends und Tendenzen wieder. Dass die ökonomische Bedeutung einen dominierenden Rang be-saß, erklärt sich aus der Tatsache, dass die Amtszeit Brünings in voller Länge in die Zeit der Weltwirtschaftskrise fiel. Sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern stiegen die Anforderungen an die Steuerungs- und Problemlösungskapazitäten der Politiker, Par-teien, Parlamente und Regierungen in zuvor nicht gekannter Weise an. Besonders „soziale Normen“ beeinflussen das Verhalten zwischen Wirtschaftssubjekten, wenn es beispiels-weise um Reputation oder Vertrauen geht. Die Berücksichtigung asymmetrischer Infor-mationen, im Rahmen einer Beurteilung der betriebenen Politik, kommt genau dieser For-derung nach. Die zahlreichen Untersuchungen zur Beurteilung der von Brüning betriebe-nen Wirtschaftspolitik haben diese Perspektive bisher weitgehend außer Acht gelassen. Die allgemeine Krisenstimmung erlaubte es den Gegnern der Republik eine hemmungslose Agitation gegen die Demokratie zu entfesseln und den, unter den gegebenen Umständen wohl unvermeidlichen, Vertrauensverlust von Institutionen und regierenden Parteien nach-haltig zu forcieren. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die von den Ver-antwortlichen, insbesondere die von Heinrich Brüning, praktizierte Antikrisenpolitik unter Berücksichtigung asymmetrischer Informationen zu bewerten ist. Ziel des vorliegenden Buches ist es, aus einer neuen Perspektive heraus, einen Beitrag zur Beurteilung von Rationalität und Wirksamkeit der Antikrisenpolitik des Reichskanzlers Heinrich Brüning in der Zeit 1929-1932 zu leisten, indem die neuesten Forschungsergeb-nisse der Neuen Institutionenökonomik unter besonderer Beachtung der Informationsas-ymmetrie berücksichtigt werden.