Alexander Zemlinsky - Steve Reich
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Im Zuge weltweiter wirtschaftlicher und medialer Vernetzung avanciert auch die Musik zum Gegenstand einer durch die Überschreitung topographischer und kultureller Grenzen gekennzeichneten Globalgeschichte. Anhand des sehr unterschiedlichen Eintretens „Afrikas“ in das Bewusstsein zweier bedeutender Komponisten des 20. Jahrhunderts kann gezeigt werden, wie sich das Komponieren in einer technisch und kulturell zusammenrückenden Welt signifikant vom Exotismus früherer Epochen unterscheidet. Die verschlungene Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von Alexander Zemlinskys Symphonischen Gesängen „Afrika Singt“ op. 20 (nach einer zeitgenössischen Wiener Anthologie) führt von der Niederschrift des bislang kaum beachteten Kompositionsautographs am Berliner Tiergarten und an der Côte d'Azur über das Salzkammergut zurück nach Wien zum Verlag der Universal Edition. Eine sich anschließende analytische Ausleuchtung der Beziehung von Zemlinskys Musik zum textlichem Gehalt der vertonten afro-amerikanischen Lyrik – lautmalerischen Wirbel, einer dialogischen Verschränkung weltlicher und religiöser Motive oder der grellen Ironie einer als Idylle verkleideten Lynchszene – zielt auf eine kulturelle Kontextualisierung der avancierten Variantentechnik des Komponisten. Die erstmalige Erschließung von Steve Reichs Skizzenbüchern und Notizen aus der Zeit seiner Westafrikareise im Sommer 1970 erhellt die Genese von „Drumming“, einem im Dezember 1971 in New York uraufgeführten Schlüsselwerk der sogenannten „Minimal Music“. Dabei gibt sie weiteren Aufschluss über Reichs vielfach verzerrt dargestellten Umgang mit Musik aus der Volta-Region Ghanas und eröffnet eine neue Perspektive auf die in und um das Werk sowohl hinsichtlich kultureller Einflüsse als auch der Hierarchie von Komponist, Interpret und Publikum verhandelte Beziehung von „self“ und „other“.