Initiation und Liebe

Initiation scheint nur etwas für Auserwählte zu sein, die Liebe etwas für jedermann. In Wahrheit stehen beide in einem innigen Zusammenhang. Man kann nicht lieben, ohne mit dem Leben tief in Berührung zu sein. Umgekehrt braucht es aber einen Weg, braucht es Erfahrungen, Berührung mit Grenzen, Abgründen, mit Leid und Tod, ohne die wir das Leben nie in seiner Tiefe verstehen werden. Der Schamanismus als die älteste initiatische Tradition der Menschheit hat in Europa keine große Bedeutung mehr. Auch die Naturreligionen wurden vom Christentum verdrängt und fast ausgelöscht. Aber die Volksmärchen haben von dieser ältesten Tradition etwas bewahrt und es in ihre Sprache gekleidet, so, dass jeder es hören kann. Wie bei den Gleichnissen Jesu gilt auch hier: man kann sie so oder so hören, als einfache Erzählungen oder auch als Hinweis auf tiefere Zusammenhänge. Wer in der Tiefe zu hören vermag, dem vermögen die Märchen auch tief zu antworten. Sie lassen etwas davon ahnen, wie sehr wir nicht nur dem Christentum, sondern auch unseren vorchristlichen Wurzeln zu großem Dank verpflichtet sind.