Schatten auf meiner Seele
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Wenn Jens Orbacks Mutter von ihrer Kindheit erzählte, kam sie nie weiter als bis zum 13. März 1945 - dem Tag, als russische Soldaten in ihr Heimatdorf in Pommern kamen. Auch ohne genau zu wissen, was ihr damals widerfahren war, spürte der Sohn das unausgesprochene Grauen und die Angst. Das Schweigen schützt nicht: Die unverarbeiteten Traumata der Eltern können sich weitervererben, noch die Kinder werden von den namenlosen Ängsten ihrer Eltern verfolgt. Persönlich, leise und berührend schreibt der schwedische Journalist und Politiker Jens Orback in diesem Buch über die Beziehung zu seiner Mutter und deren Erlebnisse während und nach der Flucht aus Pommern. Nach und nach gelingt es ihm, das Schweigen in der Familie über die Kriegerlebnisse seiner deutschen Mutter und ihrer Eltern aufzulösen. Ein einprägsames Buch, das ein Tabuthema zwischen Eltern und Kindern aufbricht und von den späten Auswirkungen von Flucht und Vertreibung erzählt. Aus dem Buch: 'Wann genau die Geschichte meiner Mutter ein Teil von mir wurde, weiß ich nicht, aber ich erinnere mich an einen Morgen, der bestimmt zwanzig Jahre zurückliegt. Ich lag im Bett in unserem Sommerhaus. Das unangenehme Gefühl, das ich beim Aufwachen empfand, ging in eine Art Panik über, es war, als fiele ich in einen Abgrund, und ich wusste nicht, wie weit ich noch fallen würde. Als würden sich immer weitere Schichten öffnen – ins Bodenlose. Dieses Gefühl kam immer wieder. Es war wortlos übertragen worden, und das machte es mir vielleicht deshalb so schwer, mich dagegen zu wehren. Ich wurde in etwas hineingezogen, womit ich nicht umgehen konnte, ich konnte es nicht in Worte fassen, aber es war etwas in meiner Mutter, das jetzt auch in mir war. (…) Ich muss mehr aus ihr herauslocken. Sie muss mir sagen, wovor ich mich fürchte. Für diese Aufgabe bin ich nicht sehr geeignet. Es wird eine Reise mit unsicherem Ausgang.'