Reflexiver Terrorismus
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„Wieso haben die das getan?“ Dies ist die Kernfrage, die mit den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 gestellt wurde. Seitdem gibt es, wie Peter Sloterdijk konstatiert, „glän-zende Teilanalysen, bisher jedoch keine befriedigende Erklärung.“ Das vorliegende Buch versucht diese Lücke zu schließen. Ausgangspunkt hierfür sind Überlegungen zur Komplexität der Gegenwartsgesellschaft, die empirisch als „selbstorganisiert-kritikale Weltrisikogesellschaft“ beschreibbar ist und deren Kernelemente sich im Prozess der Hybridisierung zeigen. Entlang der Idee der Weltrisiko-gesellschaft wird gezeigt, dass die in der Soziologie bzw. in den Sozialwissenschaften übli-cherweise verwendete Logik der Theorien in der Anwendung auf den transnationalen Terrorismus zu falschen Erkenntnissen führt. Als Alternative wird der methodologische Kosmopolitismus als konzeptionelle Rahmung fortentwickelt und die verschiedensten ge-sellschaftstheoretischen Perspektiven und Überlegungen auf manchmal überraschende Weise zueinander in Beziehung gesetzt. In der Darlegung der strategischen Evolution von Al-Qaida im Kontext einer kom-plexen, besonders durch die Strategie der USA geprägten Welt, soll deutlich werden, dass eine methodologisch-kosmopolitische Perspektive den transnationalen Terro-rismus erklärend entschlüsseln kann. Dazu wird gezeigt, dass der transnationale Terrorismus als Element der Weltrisikogesellschaft ein Risiko darstellt, dessen Bestandsbedingungen alle Merkmale eines komplexen, adaptiven Systems aufwei-sen. Die Anpassung an die jeweilige Umwelt erfolgt in diesem Fall über das wech-selseitig anpassende Justieren der Strategien der beteiligten Akteure. Der Autor gibt damit nicht nur eine profunde Antwort auf die Ausgangsfrage, sondern es gelingt ihm zugleich, den Anspruch des kosmopolitischen Blicks auf die Praxis der Theorie selbst anzuwenden, was vorherrschende Stereotypen der gesellschaftstheoretischen Lager-bildung nachhaltig in Frage stellt.