Das Ich - ein zweites Selbst
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Kulturanthropologische Forschungen und ethnographische Darstellungsformen von Kulturen brachten ein neues, kulturwissenschaftlich erweitertes Verständnis von Literatur hervor. Sie wird selbst als Medium kultureller Darstellung und Selbstauslegung aufgefasst. Im Rahmen einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten Literaturwissenschaft werden daher literarischen Texten Formen der kulturellen Wahrnehmung und Selbstthematisierung zugedacht. Die vorliegende Studie setzt an dem Begriff der Selbstthematisierung an und untersucht interkulturelle Literatur sowohl im Hinblick auf die Entfaltung einer interkulturellen Selbstbeschreibungsdimension von Gesellschaft als auch auf eine Identitätskonstruktion des Selbst, das sich aus unterschiedlichen Kulturen konstituiert. Der Schwerpunkt liegt auf der deutsch-türkischen Gegenwartsliteratur. Am Beispiel des Romans ‚Die weiße Festung‘ von Orhan Pamuk wird die narrative Selbstkonstruktion in Form einer ethnographischen Darstellung über die Figurenkonstellation eines Ichs und eines Anderen im interkulturellen Identitätsdiskurs ermittelt. Im ersten Teil des Buches werden kulturtheoretische und -anthropologische Grundlagen dargelegt und die Entwicklung der interkulturellen Literaturwissenschaft im Kontext der kulturwissenschaftlichen Ausrichtung aufgezeigt.