Lateinamerika anders denken
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Lateinamerika anders denken. Literatur – Macht – Raum. Bereits der Titel dieses Bandes charakterisiert das literatur- und kulturwissenschaftliche Werk der Universitätsprofessorin Vittoria Borsò, aus dem hier eine repräsentative Auswahl gezeigt wird. Es wird ein Denken vorgestellt, das unermüdlich dem allzu Sichtbaren trotzt und auch das Unsichtbare, Unnahbare in den Blick nimmt; ein Denken, das sich für die Prozesse des Gewordenseins und die Bewegungen an den Rändern interessiert und dem nachzuspüren strebt, was nicht als Diskursformation untersuchbar ist, sich jedoch als Spur in Literatur und Kunst einschreibt – ein Denken also, das einen transversalen Zugang zu kulturellen Phänomenen bietet und sich querstellt zu binären Strukturen und etablierten Grenzen. Vittoria Borsòs Arbeiten loten das Potential von Literatur und Kunst aus, sich mit Macht- und Raumkonstellationen kritisch auseinanderzusetzen. In ihren Analysen zu Lateinamerika geht es dabei um vielfältige Begegnungen: Von Moctezuma und Cortés und ihrer jeweiligen europäischen und präkolumbischen Zeiterfahrung über die Polarität von Barbarei und Zivilisation in den urbanen Zentren von Mexiko und Peru, die Anverwandlung des platonischen Liebesdiskurses bei Lyrikerinnen Lateinamerikas verschiedener Epochen oder auch die intermediale Begegnung in Malerei und mexikanischer Populärkultur. Vittoria Borsò hat die deutschsprachige Lateinamerikanistik in den vergangenen zwanzig Jahren in entscheidender Weise mitgeprägt, indem sie stets – sowohl thematisch, als auch in den theoretisch basierten Herangehensweisen – für ein anderes Denken eingetreten ist.