Körperliche Un-Fertigkeiten
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Übung macht bekanntlich den Meister. Was aber, wenn ein Tun als zu perfektionierende Kunst aufgebaut wird, so dass das Üben nie in ein definitives Können mündet? Wenn dieselbe Pirouette, so glänzend sie auf der Bühne erscheint, im Training doch immer unvollkommen bleibt? Diese Ethnografie erkundet das Üben als einen grundlegenden Aspekt aller menschlicher Praxis am Fall des klassischen Balletts, wo es sozial ausdifferenziert, dramatisiert und als ewig unvollendet entgrenzt wird. Ein Körper erfährt in Ballettstunden eine tiefgreifende Rekonfiguration: Indem es um Tun als zu übende Fertigkeiten geht, wird ein Körper hier als unfertig auffällig. Dabei wird er zu einem kulturellen Artefakt gemacht, der einerseits auf der Folie anatomischen Wissens in eine Schar eigenwilliger Muskeln zergliedert, andererseits als ästhetische Form, musikalischer Resonanzraum und Medium eines sich ausdrückenden Tänzers aufgerufen wird. Diese widerstrebenden Korporealitäten gilt es tänzerisch zusammenzuhalten. Dem kunstfertigen Ballettkörper liegt eine komplex verteilte Körperlichkeit zugrunde. Die Autorin verfolgt an ihrem eigenen Körper von der Ballettstange aus die Praktiken der Perfektionierung, um den Erwerb praktischen Wissens mikrosoziologisch aufzuschließen. Entlang der Frage, wie Fertigkeiten als solche relevant gemacht, aufgeführt und anerkannt werden, rekonstruiert das Buch die Bedingungen für Körper als kompetente Einheiten, wie sie tanzend auf den Theaterbühnen, aber auch im Alltag und in manch soziologischer Theorie erscheinen. Der empirische Fall gibt Antworten auf grundlegende Fragen der Praxistheorie: Woraus besteht ein ›Können‹? Und was passiert mit Körpern, wenn sich Personen Fertigkeiten aneignen?