Götterdämmerung des Kapitalismus
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Das Gefühl, dass sich der Kapitalismus in einem kritischen Zustand befindet – kritischer als irgendwann sonst seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs – ist weit verbreitet. Kann eine Gesellschaftsformation nur enden, wenn sie von einer besseren abgelöst wird? Diese Frage treibt diverse Autoren um – von Wolfgang Streeck (»Wie wird der Kapitalismus enden?«) bis Slavoj Žižek (»Vom Ende der Geschichte zum Ende des Kapitalismus«). Frühe Ökonomen (Ricardo, Keynes, Schumpeter u. a.) haben den Untergang des Kapitalismus infolge von sozialen Verwerfungen zum Thema gemacht. Moderne Untergangstheoretiker behaupten, der Kapitalismus verende von selbst. Wie das gehen soll, wird nicht erklärt. Um zu verstehen, was um uns herum stattfindet, benötigen wir einen realistischen Blick auf Übergangs- und Zerfallszeiten. Kapitalismus hat immer nur funktioniert, wenn es für ihn eine globale Ordnungsmacht gab – im 19. Jahrhundert Großbritannien, im 20. die USA. Inzwischen gerät die Weltordnung mehr und mehr aus den Fugen: eine Gesellschaft ohne Ausgleichungsprozesse, Sicherheit und Solidarität, von Zynismus zerfressen und ständig von platzenden Vermögensblasen bedroht, zusammengehalten von grenzenloser Konsumlust am Rande der ökologischen Möglichkeiten – das kann nicht gutgehen. Aber was kommt danach? Wer sind die Akteure, die den Kapitalismus in eine humanere, sozialere und nachhaltigere Gesellschaft transformieren? Gibt es die überhaupt noch? Und was ist ihre Agenda?