Wortbildung und Kollokationen im Deutschunterricht
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Wortbildungskompetenz als morphologische Bewussthelt (morphologlcal awareness) Ist ein zentraler Bestandteil allgemeiner Sprachkompetenz. Wer den Aufbau komplexer Wörter, vor allem zusammengesetzter und abgeleiteter Wörter durchschaut, verfügt über das bessere Leseverständnis und eine differenziertere Ausdrucksfähigkeit beim Sprechen und Schreiben. Wer die „Verwandtschaft" von Wörtern mit gemeinsamem Wörtbaustein (Morphem) nach Form und Bedeutung erkennt, vermag unbekannte Wörter schneller zu erfassen und zu erlernen und so seinen Wörtschatz zu erweitern. Er kann sogar nach reihenbildenden Wortbildungsmustern bei Bedarf selbstständig Wörter bilden. Auch die Rechtschreibfähigkeit wird gestärkt, wenn man den gleichen Wörtbaustein In verschiedenen Wörtern entdeckt und das Prinzip der Gleich- oder Ähnlichschreibung (Morphemkonstanz) beachtet. Wörtblldungsregeln bestimmen auch die Groß- und Kleinschreibung bei Wörtartwechsel sowie die Getrennt- und Zusammenschreibung. Neben der Satzbildung Ist deshalb die Wortbildung Kernbereich des Grammatikunterricht bzw. der Reflexion über Sprache, dem man Im Unterricht mit Untersuchungen und Übungen ausreichen Platz einräumen muss. Es Ist noch nicht lange her, dass man die Bedeutung von Kollokationen für die Sprachkompetenz und den Sprachunterricht erkannt hat. Kollokationen sind halbfeste Verbinden meist zweier Wörter, die Im Sprachgebrauch sehr häufig In unmittelbarer Nachbarschaft miteinander vorkommen (z. B. sagt man Zähne putzen, nicht Zähne bürsten oder Zähne waschen). Wegen ihrer Häufigkeit und Griffigkeit prägen sie sich im Gedächtnis ein und stehen als wortübergreifende ganzheitliche Bauteile beim Sprechen und Schreiben zur Verfügung. Sie stellen auch die gefälligere, stilistisch bessere Ausdrucksweise dar. Auch beim Hören und Lesen ruft das eine Wort gleichsam seinen Partner assoziativ herbei (z. B. verkaufsoffener ? Sonntag), beschleunigt die Rezeption und sichert sie ab. Es empfiehlt sich deshalb sehr, auch den Kollokationen durch Schärfung der Kollokationsbewusstheit im Unterricht genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Im vorliegenden Buch wird zunächst knapp in die linguistischen und sprachdidaktischen Grundlagen eines Wörtbildungs- und Kollokationsunterrichts eingeführt. Auf den kurzen Theorieteil folgen dann vor allem viele exemplarische Arbeitsblätter als direkt im Unterricht einsetzbare Kopiervorlagen. Sie sollen die Breite und Vielfalt der möglichen Untersuchungen und Übungen in den Jahrgangsstufen 5-13 demonstrieren und auch zur Entwicklung eigener Arbeitsmaterialien durch die unterrichtende Lehrkraft anregen. Den Abschluss bildet ein alphabetisch geordnetes Nachschlageverzeichnis der wichtigsten verwendeten Fachbegriffe mit Bedeutungsangaben und Beispielen.