Bauen und Wohnen
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Mit dem Projekt der Werkbundstadt Am Spreebord in Berlin stellt sich der Werkbund – fast einhundert Jahre nach Stuttgart-Weißenhof – erneut der Frage nach der architektonisch angemessenen Form eines Wohnquartiers. Frühere Werkbundsiedlungen gelten längst als Wegmarken der Architekturgeschichte. Als experimentelle Wohnsiedlungen mit Muster- und Vorbildcharakter wurden sie seit den späten 1920er-Jahren vor allem im deutschsprachigen Raum bzw. in dessen unmittelbarer Nachbarschaft realisiert, um modellhafte Antworten auf die drängende Frage nach einem zeitgemäßen Wohnen und Bauen zu finden. Mit der berühmten Weißenhof-Siedlung (1925–1927) in Stuttgart, der Brünner Kolonie „Nový Dům“ (1927/28), der Siedlung Grüneiche in Breslau (1927–29) sowie den Werkbundsiedlungen in Zürich-Wollishofen (1928–1932), Prag (1928–1932) und Wien-Lainz (1929–1932) entspricht ihre geografische Verbreitung der Verbreitung des Werkbund-Gedankens in Europa. Erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg und dann schon im Zeichen der Postmoderne hat man wieder den Titel einer „Werkbundsiedlung“ beansprucht. Gebaut wurden mit dem „Dörfle“ in Karlsruhe (1978–1992) und der Werkbundsiedlung Am Ruhrufer in Oberhausen-Alstaden (1984–1989) allerdings nur zwei der zahlreichen Planungen. Die umfangreiche Publikation zur gleichnamigen Ausstellung zeigt den Weg von der Werkbundsiedlung zur Werkbundstadt. In ihrem Katalogteil dokumentiert sie realisierte und nicht realisierte Werkbundsiedlungen sowie – mit dem Niederrheinische Dorf auf der Kölner Werkbundausstellung von 1913–1914 und der Gartenstadt Dresden-Hellerau (1906–1913), deren Entstehung mit der Gründung des Werkbunds vielfach verbunden war – zwei ihre Vorläufer. Im Essayteil erörtern namhafte Architekturhistoriker u. a. die Entstehungsbedingungen und Vorstufen der Mustersiedlungsprojekte des Werkbunds, das Spezifische ihres städtebaulichen Erscheinungsbildes und ihre Rezeption. Eine Fotodokumentation des Berliner Fotografen Martin Tervoort zeigt den heutigen Zustand ihrer Bauten.