Volksschule in Zeiten des faschistischen Italiens
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Ziel des Faschismus war die Errichtung des stato totalitario, des totalen Staates, durch die Erschaffung eines neuen Italieners und somit einer erneuerten Nation. In der Reform des überkommenen Schulsystems erkannte Mussolini dabei schon früh ein wichtiges Mittel zur Gewährleistung der faschistischen Ausrichtung der Bevölkerung und vor allem zur Formung der jungen Generationen im Sinne des Regimes sowie zur aktiven Vermittlung seiner politischen Vorstellungen durch das Bildungswesen. Die ältere italienische Schulforschung ist lange davon ausgegangen, dass das Ziel der Beeinflussung der Schulen durch den Faschismus entweder nur äußerlich funktioniert habe, oder aber, dass diese Bemühungen gar auf ganzer Linie gescheitert seien. Die Methode der Schulheftforschung ermöglicht es, zumindest punktuell zu überprüfen, ob der totalitäre Anspruch des Regimes Realität wurde und inwieweit er die Lehrer und deren Unterricht beeinflussen konnte. Denn bei Schulheften handelt es sich um eine besonders aufschlussreiche Quelle, die einen deutlich authentischeren Zugang zur Praxis des Unterrichts gewährt, da Hefteinträge in der Regel die Quintessenz einer Stunde spiegeln und das zusammenfassen, was von den Schülerinnen und Schülern memoriert werden sollte. Historische Hefte erlauben also nicht nur Rückschlüsse auf frühere Unterrichtsmethoden, sondern auch auf die Inhalte, die als wichtig erachtet wurden und die somit in den Wissensbestand vergangener Gesellschaften übergegangen sind. Zu diesem Zweck beschäftigt sich die vorliegende Untersuchung mit einem Heft aus dem Nachlass einer italienischen Grundschullehrerin aus den Schuljahren 1934/35 und 1936/37. Die Quelle wird im Original wiedergegeben und von einer deutschen Übersetzung, zahlreichen Anmerkungen und einer erklärenden Einführung begleitet. Damit liegt ein solches Heft nun erstmals in deutscher Übersetzung vor.