In tiefer Düsternis ein Leuchten
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Unter den großen Literaten Japans nimmt Izumi Kyōka (1873–1939) eine Sonderstellung ein. Während in den Jahren der Modernisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch die Schriftsteller nach neuen Formen von Ausdruck und Thematik strebten, folgte Kyōka weiter den nun obsolet erscheinenden edozeitlichen Erzähltraditionen und hielt an Geschichten um Geister, Spukgestalten und mysteriöse Erscheinungen fest. Erst an seinem Lebensabend brachte ihm seine einzigartige und virtuose Handhabung der japanischen Sprache Wertschätzung und Anerkennung ein. Doch mehr als nur ästhetisch anspruchsvolle Unterhaltung zu sein, offenbaren sich im Werk Kyōkas komplexe ontologische Diskurse. Seine Geister sind nicht nur schauerlich, das Mysteriöse ist nicht nur Quelle für Verunsicherung. Die Erzählungen sind Abbilder eines Weltverständnisses – Versuche, die Unergründlichkeit und Vielgestaltigkeit des Lebens in Worten festzuhalten. Diese Arbeit wirft einen Blick auf nicht-fiktionale Schriften sowie ausgewählte Prosawerke Kyōkas. Seine bestimmten und klaren Äußerungen zu Weltanschauung und Verständnis von Literatur werden dabei zur Linse, durch die Facetten seiner Motivik und Ästhetik neu bewertet werden. Kyōkas schriftstellerische Tätigkeit wird in ihrer religiösen Bedeutung und Tragweite beleuchtet. Hierdurch wird schließlich nicht nur ein wichtiger Aspekt im Werke Kyōkas offengelegt, sondern auch ein Bindeglied geschaffen, welches Ergebnisse der bisherigen Kyōka-Forschung in neuem Licht erscheinen lässt.