Ein Leben gegen ein anderes
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Sonia Combes Buch „Ein Leben gegen ein anderes“, das 2014 unter dem Titel „Une vie contre une autre“ in Frankreich bei Fayard erschienen ist, ist nicht nur ein Beitrag zur Geschichte des ‚Opfertauschs‘ im Konzentrationslager Buchenwald, sondern darüber hinaus eine Reflexion auf die revisionistische Geschichtsschreibung des Antifaschismus in Deutschland sowie allgemein auf den Einfluss des Zeitgeistes auf die Zeitgeschichtsschreibung. Ausgehend von dem Fall des in der ehemaligen DDR so genannten ‚Buchenwald-Kindes‘ Stefan J. Zweig, den politische Häftlinge vor seinem Abtransport nach Auschwitz und dem sicheren Tod bewahrt hatten, untersucht dieses Buch dessen zweifache Instrumentalisierung. Während Zweig in der DDR als Symbol der Menschlichkeit der kommunistischen Gefangenen überhöht wurde, geriet er nach der Wiedervereinigung, als auch die Medien über die genauen Umstände seiner Rettung durch einen ‚Opfertausch‘ breit berichtet hatten, mehr und mehr zum Symbol für den im kommunistischen Teil Deutschlands konstruierten ‚Mythos des antifaschistischen Widerstands‘. „Ein Leben gegen ein anderes“ stützt sich auf Zeitzeugenberichte und teils unveröffentlichte Quellen, richtet sich aber keineswegs nur an Historikerinnen und Historiker, sondern an ein breiteres, interessiertes und informiertes Publikum. Das Buch plädiert dafür, Buchenwald als europäischen Erinnerungsort zu begreifen, der Teil jener großen Ursprungserzählung sein sollte, die Europa noch erfinden muss.