Stadtverwaltung im Staatssozialismus
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Mangelverwaltung, Ohnmacht, Unwirtlichkeit – Begriffe wie diese prägen unser Bild von der Kommunalpolitik in der SED-Diktatur. Der traurige Anblick, den ostdeutsche Städte im Herbst 1989 boten, fügt sich gut in die Vorstellung vom totalitären SED-Staat ein, in dem eine kleine Machtelite 40 Jahre lang über den ostdeutschen Teilstaat herrschte. Demgegenüber blieben die vielen, an der Schnittstelle von Politik und Alltag agierenden Herrschaftsträger in den Städten bislang unbeachtet. Von ihnen wurde „Eigenverantwortung“ im Rahmen der staatlichen Vorgaben verlangt, die Spielräume und Grenzen ihres Handelns unterlagen jedoch weniger klaren formalen Regelungen, sondern informellen Aushandlungsprozessen. Christian Rau untersucht am Beispiel Leipzigs diese Grenzdebatten, die sich seit Mitte der 1960er Jahre um den Begriff Kommunalpolitik rankten, sowie die Handlungsspielräume lokaler Verwaltungsfunktionäre in zwei der lokalpolitisch wichtigsten Politikfelder. Die Studie leistet damit einen Beitrag zum Verständnis der Herrschaftspraxis und Systemstabilität in der DDR, die sich aus lokaler Perspektive komplexer darstellt, als es mit dem Blick auf die SED-Führung erscheint.