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Graue Natur und Poesie

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Prolog Ich habe meinen Beitrag in zwei Teile gegliedert: Zunächst wird es darum gehen, meine Suche mit Hilfe bestimmter Themen abstrakt zu erläutern; anschließend werde ich versuchen zu beweisen, dass es mir in der Praxis gelingt, diese Themen konkret und mit einer ganz spezifischen Poesie zu verwirklichen. I. Graue Natur Eine Thematik, die mich seit Jahren quält, ist das Verhältnis der Architektur zur Natur, wobei ich die gemachte Natur und nicht die spontane Natur im Sinne habe. Zweifelsohne ist die gemachte Natur, oder die Natur als ein Motor der Gestaltung, etwas, was uns seit dem 17. Jahrhundert bekannt ist. Es mag auch älteren Ursprungs sein. Es gibt eine Bemühung, die Architektur nach bestimmten mimetischen Gesetzen der Natur zu begründen und sie zu gestalten. Dabei dominiert die Vorstellung, dass Städte, Straßen, Räume, Lichtführung, gar die Konstruktion sinnvollerweise die Formgebung der Natur nachahmen sollten. So lässt sich an den Arbeiten Santiago Calatravas zeigen, dass Architektur hinsichtlich des Körperbaus und der Unterteilung von Knochen und Haut nicht nur eine literarische, sondern eine formelle Analogie bilden soll. Freilich, was uns, lange bevor wir Architekten und Architektinnen geworden sind, schon bekannt war, ist die Aufladung von Architektur als ein Event, als ein Naturelement, pflegeleicht und unterhaltsarm, das den Vorder- oder Hintergrund eines ästhetischen Genusses bildet. Man möge sich etwa an die Silbertanne vor dem Elternhaus erinnern. Von hier aus geht es zum Bonsai und weiter zu den Topfbäumen und schließlich landet man bei den Tiger- und Zebrafellen der Modernisten. Natur ist ein willkommenes Element, eine Art Ornament, das gebraucht wird, um die andersartig gestaltete Architektur kontrastreich zu motivieren. Ich leugne keinesfalls, dass es davon auch in meiner Architektur Spuren gibt. Seit meinen Jugendtagen verwende ich dafür den Begriff der ‚grauen Natur‘. Damit behaupte ich – das ist ein alter marxistischer Zopf –, dass das Verhältnis zur Natur nicht anders sein kann, als durch einen unabdingbaren Arbeitsaufwand vermittelt, von dem man sich nicht befreien kann, sofern der Genuss an einen bestimmten Komfort gekoppelt wird, den die Natur zu liefern hat ...

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Graue Natur und Poesie, Miroslav S. ik

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2017
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