Seid umschlungen
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Die Politik fragt leider nur in Wahlkämpfen danach, »was uns im Innersten zusammenhält.« Was begründet uns als Staat und Nation, was ist demos, was rief Stauffenberg vor seiner Erschießung aus, welche Geisteshaltung führte zu den Grenz-öffnungen 1989 und 2015, sehen wir Deutschland als europäisch gewachsene Kulturnation – getragen von einem Freiheits- und Humanitätsideal aus der Werken Schillers, Goethes, Herders und Heines –, erkennen wir die Not der Muslime, die eingeschlossen sind in die Rechtleitung von Koran und Scharia, wie nah ist uns Polen, sehen wir in Rumänien eine weiche Harfe, welche DDR-Vergangenheit hat Fontanes Ribbeck oder wie konnte der Kriegsgefangene Olivier Messiaen in Görlitz komponieren – das sind einige Beispiele von Fragen, denen Matthias Buth nachgeht. Bis zum November 2016 arbeitete er im Kanzleramt als Justiziar bei der Kulturstaatsministerin und ist nunmehr als Rechts-anwalt tätig. Er kennt die Politik von innen und außen und weiß, dass uns nur zwei Dinge zusammenhalten: Sprache und Recht. Auf beides setzten Dichter wie Max Hermann-Neiße und Reiner Kunze. Buth schreibt in seinen Feuilletons von der Gegenwärtigkeit der Geschichte. Er macht deutlich, dass individuelle wie kollektive Identität eine Projektion ist, nie ganz zu erreichen, immer in Veränderung begriffen und eine Frage, der man nicht ausweichen kann. Buth ist ein Dichterjurist und plädiert für ein Deutschland der Geschichte und Künste und für eine Wahrnehmung des Grund-gesetzes, in dem wir alle Staat sind: verantwortlich für das Recht, das schützt und fordert. Das leise Streichquartett Haydns, das am Tagesende der Deutschlandfunk sendet, ist Poesie ohne Worte, ein musikalischer Mantel, in dem Celans »Todes-fuge« oder die »Hebräischen Balladen« Else Lasker-Schüler nachklingen. Der für die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendler-Block verantwortliche Zeithistoriker Prof. Dr. Peter Steinbach meinte einmal, es sei froh in einem Land zu leben, wo ein Bundesbeamter mit solchem Mut und sprachlicher Brillanz zu Zeitfragen der Gegenwart und Kultur sich öffentlich äußert. Er schrieb zu dieser Auswahl von Feuilletons das Vorwort. Deutschland: das ist für Buth das »Mutterland Wort«, von dem Rose Ausländer dichtete.