Lessing, Luther und die Reformation in der Oberlausitz
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Vor 500 Jahren veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen wider den Ablasshandel - ein Ereignis, das exemplarisch für den Beginn der Reformation steht. Was bedeutet diese religiöse und gesellschaftliche Umwälzung für die Oberlausitz? Luther war nie hier, die Region war kein Kernland der Reformation. Zum Zeitpunkt von Luthers Thesenanschlag gehörte sie noch für ein gutes Jahrhundert zum Königreich Böhmen, das von katholischen Landesherren regiert wurde. Gerade der Status als Nebenland der Böhmischen Krone eröffnete der Oberlausitz aber Spielräume, die die politischen Akteure beider Konfessionen auf bemerkenswerte Weise nutzten. Schon im 16. Jahrhundert entstand im Gefolge der weitgehenden, aber eben nicht flächendeckenden Durchsetzung der Reformation in der Oberlausitz ein bikonfessionelles Gebiet. In dieser spezifischen Ausprägung war das einzigartig in Deutschland. Die Oberlausitz schlug damit einen Sonderweg ein, der ihre Menschen bis in die Gegenwart hinein prägte und prägt. So mischen sich hier bis heute evangelische und katholische Gebiete auf engem Raum. Der Katalog verschränkt die Hauptereignisse der Reformation mit den Geschehnissen in der Oberlausitz, wobei exemplarisch gezeigt wird, wie sich die neue Konfession in Kamenz durchsetzte. Die Oberlausitz wird aber auch mit anderen bikonfessionellen Territorien wie Erfurt verglichen. Letztlich entstand in der Oberlausitz eine gelebte religiöse Toleranz, die auch Gotthold Ephraim Lessing, den bedeutendsten Sohn der Stadt Kamenz, nicht unbeeindruckt ließ. Der bikonfessionelle Charakter der Landschaft seiner Kindheit beeinflusste Lessings Erfahrungshorizont, sein späteres Denken und Schaffen. Betrachtet wird zudem das spannungsreiche Verhältnis Lessings zu Luther.