Der Krieg aus der Nähe
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Im Buch werden Religion und Politik im Dreißigjährigen Krieg auf den verschiedenen Ebenen der Entscheidungsträger, der passiv Betroffenen und der Erinnerung an den Krieg dargestellt. Die großen machtpolitischen Ziele der kriegführenden Mächte blieben den einfachen Untertanen unbekannt, Diskussionen über Staatsräson, dynastische und territoriale Interessen wurden von allen Kriegsparteien gegenüber der Öffentlichkeit außerhalb der jeweiligen höfischen Entscheidungszirkel abgedunkelt – der Alltag des Krieges wurde in einer völlig anderen Weise wahrgenommen. So spielten die konfessionelle Motivation und Deutung des Kriegsgeschehens für die vom Krieg in erster Linie passiv Betroffenen eine zentrale Rolle. Die an der Basis der Gesellschaft durchgängige Wahrnehmung als ein Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten wird dabei ebenso deutlich wie die Wirksamkeit des politischen Systems des Reiches und seiner Territorialstruktur auch in den schlimmsten Kriegsphasen. Die Herrschaftsträger und ihre Repräsentanten in den Kleinterritorien waren ebenso Opfer des Krieges wie ihre Untertanen. In einer religiösen Deutung und Verarbeitung des Kriegserlebens fanden Herrschaftsträger und Untertanen in der Regel zusammen. Dennoch stieß diese Legitimation mit der zunehmenden Fortdauer des Krieges an ihre Grenzen. Die anfängliche Freund-Feind Wahrnehmung verblasste immer mehr hinter der zügellosen Ausbeutung der Territorien, ohne dass dabei auf konfessionelle Parteiungen Rücksicht genommen wurde. In diesem Buch blickt Franz Brendle auf der einen Seite auf die handelnden Akteure, sei es auf der Ebene des Territoriums, sei es auf der Ebene des Reiches, sei es auf der Ebene der europäischen Mächte. Auf der anderen Seite kommen aber auch diejenigen zu Wort, die vom Krieg unmittelbar betroffen waren, die keinen Einfluss auf das große Kriegsgeschehen nehmen konnten, sondern seinen Schrecken hilflos ausgeliefert waren. Der kleine Mann hat den Krieg ohne Zweifel anders erfahren, als ihm dies seinen Herren weismachen wollten. Deshalb hat der Dreißigjährige Krieg auch gerade hier seine tiefsten Spuren hinterlassen, ist er zum großen Trauma in der deutschen Geschichte geworden. Im Bewusstsein der Deutschen haben sich diese Schrecken zutiefst eingeprägt – das erklärt auch, warum in vielerlei Brauchtum, Traditionen und Erinnerungen der Dreißigjährige Krieg so lebendig geblieben ist.