Psychoanalyse als Forschungsmethode der Kritischen Theorie
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Michael Wolf zeigt, dass die Psychoanalyse von Anfang an Methode und Technik der Sozialforschung der Kritischen Theorie bestimmt hat. Das gilt für die klassischen Arbeiten der dreißiger Jahre wie »Autorität und Familie« ebenso wie für die der vierziger und fünfziger Jahre, die »Authoritarian Personality«, die »Studies in Prejudice« oder das »Gruppenexperiment« und viele andere. Diese Verknüpfung von Sozialtheorie, Sozialpsychologie und psychoanalytisch fundierter Forschung ist später sukzessive verblasst. Der Preis war eine wachsende Kluft zwischen anspruchsvollen Theorien über die »Pathologien der Moderne« und ihrer empirischen Präzisierung und Abklärung. Dabei liegen zahlreiche neuere und aktuelle Methoden und Techniken zur Datengenerierung, von Heuristiken und von validen und reliablen Auswertungsverfahren auf psychoanalytischer Grundlage vor. Sie werden im Einzelnen vorgestellt und ihr Verhältnis von qualitativen und quantitativen Methoden, zu Statistik, Indizes und Indikatoren diskutiert. Der Autor plädiert im Sinne einer gehaltvollen Sozialforschung in der Tradition von Mitscherlich für eine Verbindung der Sozialpsychologie und Soziologie mit einer psychoanalytischen Empirie, die wesentlich auch aus der psychoanalytischen Praxis besteht. Nur dies könne im Sinne der Kritischen Theorie ein differenziertes, realitätshaltiges und gegenwartsbezogenes Verständnis der Pathologien befördern, die im weltweiten Prozess der Modernisierung auftreten, in immer neuer und überraschender oder auch erschreckender Gestalt.