Willenslehre und Soziallehre bei Ferdinand Tönnies
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Der bekannte CDU-Politiker wurde 1967 mit dieser Arbeit an der Universität Bonn zum Dr. phil. promoviert. Das vorliegende Buch von Dr. Norbert S. Blüm basiert auf seiner Dissertation gleichen Titels, die 1967 von der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität angenommen wurde. Der Nachdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors. Er ist mit dem Originaltext identisch. Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend korrigiert. Die damals übliche Gliederung des Inhaltsverzeichnisses nach alphabetischem System wurde teilweise in das heute übliche Ziffernsystem umgewandelt. Der Anmerkungsapparat wurde in den laufenden Text integriert. Inhalt: Im Zentrum der vorliegenden Studie von Norbert S. Blüm steht die willenstheoretische Begründung der Soziologie durch Ferdinand Tönnies. In ihr wird Tönnies darin ernst genommen, dass er nicht nur eine psychologisch begründete Willenstheorie zum Fundament seiner Soziologie gemacht hat, sondern dass der darin thematisierte Begriff des Willens nicht so sehr aus dem Intellekt und der Ratio abzuleiten sei, sondern aus den dunklen „Trieben der Selbsterhaltung, der Ernährung und der Fortpflanzung, aus denen durch Differenzierung der Functionen, durch Übung der Organe die Fähigkeiten der Empfindung und Vorstellung entwickelt werden“ (Tönnies 1901). Natur und Triebe sind primär. Alles andere gilt als abgeleitet und folgt daraus. Der entscheidende Punkt bei all dem ist, dass Tönnies den menschlichen Körper dargestellt hat als (biologischen) Ort, aus dem die Gemeinschaft als natürliche Sozialform entspringt und damit zugleich der ihr entsprechende Wesenwille, später sodann die Gesellschaft als künstliche Sozialform, aus ersterer hervorgehend, und mit ihr zugleich der Kürwille (1887). Zwar geht es Tönnies in seiner „reinen Soziologie“ nicht um den Menschen als biologischem Gattungswesen, das ist immer wieder richtig bemerkt worden, sondern um den soziologischen Sinn, dem gemäß die menschlichen Verhältnisse und Verbindungen als lebendige oder als bloße Artefakte gedacht werden, aber dieser eben hat sein Gegenbild in der Theorie des individuellen Willens und ist deshalb zugleich als psychologisches, und das heißt immer auch als biologisches Phänomen darzustellen (1887). Entscheidend ist, dass bei Tönnies das Soziale „nur aus dem gemeinsamen Wollen, also aus gegenseitiger Bejahung“ entsteht, sonst ist es nicht (1931). Explizit wendet er sich in diesem Zusammenhang gegen Max Webers Handlungstheorie, indem er betont, dass es „ohne Wollen auch kein Handeln“ gebe (1931).