Momme Nissen (1870-1943): Maler, Kunstkritiker und Netzwerker der niederdeutschen Heimatmalerei
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Die niederdeutsche Kultur und die friesische Heimat standen im Zentrum von Momme Nissens (1870-1943) künstlerischem und geistigem Werk. Mit seinen Gemälden und Grafiken war er Chronist einer bäuerlichen Kultur, die die Zeitgenossen wie eine alte Dorfgeschichte zu lesen verstanden. Mit seinen Interieurs verzauberte er eine ganze Generation von kulturverdrossenen Menschen, die sich in der modernen industriellen Gesellschaft des 19./20 Jh. entwurzelt fühlten. Unter Berücksichtigung traditioneller und moderner Maltechniken konzentrierte er sich auf die Darstellung einer ländlichen Idylle, die Geborgenheit vermitteln wollte und konnte. Sein Engagement für die Entfaltung der niederdeutschen Heimatmalerei stand in engem Zusammenhang mit den Bestrebungen der sogenannten Heimatkunstbewegung oder auch mit der Niederdeutschen Bewegung. In der bisherigen Forschung wurde Nissens Verhältnis zum selbsternannten Volkserzieher und Antisemiten Julius Langbehn, der 1890 den Bestseller „Rembrandt als Erzieher" publizierte, negativ aufgefasst. Nissens Eigenleistungen als Maler, Schriftsteller und Netzwerker der niederdeutschen Heimatmalerei blieben bislang unbeachtet. Die Untersuchungen von bisher unveröffentlichtem Archivmaterial beweisen, dass Nissen eigene Vorstellungen von Rembrandts Einfluss auf die regionale Heimatmalerei formulierte und praktisch umsetzte, so als Ausstellungsleiter der Ersten Schleswigschen Kunstausstellung 1901. Als Dominikanermönch schrieb er eigene kunstkritische Arbeiten und bearbeitete den Nachlass Langbehns im Sinne der katholischen Kirche. Bisher unbeachtet blieben seine Kontakte zu den Balladendichtern Iven Kruse und Börries von Münchhausen. In dieser Monografie wird nun endlich ein Großteil seines bisher unveröffentlichten malerischen Oeuvres im Kontext mit seinem schriftstellerischen Werk präsentiert und in einen kunsthistorischen Zusammenhang gestellt.