Abschied vom Trauerspiel
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Wird Literatur als Kunst betrachtet, so ist das schwierige Verhältnis zu klären, das Kunsttheorie und Werkinterpretation miteinander verbindet. Wo ist die Schnittstelle und was folgt daraus für das Selbstverständnis beider Seiten? Ist eine klare Trennlinie zu ziehen oder gehen sie ineinander auf? Worin besteht der Werkcharakter und worin das Gelungen-Sein? Wie ist die Relation konkret zu fassen? Die Fragen leiten die Überlegungen zu den Tragödien und Trauerspielen Hugo von Hofmannsthals. Sie erhalten bei einem „späten Autor“, dessen Haltung und Poetik als artistisch zu bezeichnen ist, besonderes Gewicht; denn die artistische Ausrichtung setzt eine grundsätzliche Reflexivität voraus und verpflichtet das einzelne Kunstwerk auf die Vergewisserung sowohl der Konditionen, zu denen es in Erscheinung tritt, als auch der Gründe, die sein Selbstverständnis zu rechtfertigen haben. – Um dem kunsttheoretischen Anspruch zu genügen, werden zwei idealtypische Modelle gezeichnet – zur dionysischen Tragödie und zum melancholischen Trauerspiel – und aus deren Blickwinkel dann die Dramen der Jahrhundertwende – Das Leben ein Traum, Das gerettete Venedig, Elektra und Ödipus und die Sphinx sowie Der Turm – interpretiert.