Schriften zur Kritik der öffentlichen Meinung
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1922 veröffentlichte Tönnies seine umfassende Monographie zur „Kritik der öffentlichen Meinung“, ein „Schlüsselwerk der Soziologe“, das inzwischen zum Klassiker der Reflektion über die öffentliche Meinung als neuzeitlichem Ausdruck einer kollektiven Form des sozialen Willens aufgestiegen ist. Bereits vorher und auch danach hat er sich immer wieder unter verschiedenen Aspekten und Perspektiven mit dieser Thematik befasst. Zwei Manuskripte aus dem Nachlass, die zu seinen Lebzeiten nicht publiziert wurden, sowie fünf weitere Schriften gelangen im vorliegenden Band, in Ergänzung und als Begleitung seiner groß angelegten Monographie, erstmals in einer übersichtlichen Zusammenstellung zum Abdruck. Die Beiträge enthalten vertiefende Analysen zu einzelnen Problembereichen soziologischen Denkens über öffentliches Meinen: zur Grundlegung und Begründung einer theoretisch fundierten Annäherung an das Thema; zu Ausprägungsformen öffentlichen Meinens, in denen sich Wahrheit, Irrtum und Lüge gleichermaßen verkörpern können; zur politischen Macht und zum soziokulturellen Wert der öffentlichen Meinung, die sie im gesellschaftlichen Leben einnimmt, sowie zur historischen Verortung jeweils spezifischer Erscheinungsweisen der öffentlichen Meinung anhand dreier Beispiele. Tönnies beabsichtigte, seiner „Kritik“ eine Entwicklungs- und Geistesgeschichte über die Literatur der öffentlichen Meinung folgen zu lassen. Das ist, aus welch Gründen auch immer, nicht geschehen. Es kann aufgrund der thematischen Struktur der hier abgedruckten Aufsätze begründet vermutet werden, dass einige von ihnen zum Basismaterial für die geplante Literatursynopse gehören.