Selbstreflexion
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Einführung: Selbstreflexion / Self-Reflection Selbstreflexion / Self-Reflection war das Tagungsthema der German Studies Association of Ireland am University College Cork im November 2017. Selbstreflexion und Literatur stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang – nicht nur die Figuren setzen sich in den Texten mit sich selbst und mit anderen auseinander, Projektionsbilder bieten die Texte vor allem auch für die AutorInnen und LeserInnen. Die kritischen Auseinandersetzungen mit Bildern, Selbst- und Fremdbildern – wenn diese Einteilung sich überhaupt noch so vornehmen lässt – und die daraus resultierenden Erkenntnisprozesse, die literarische Texte evozieren, machen Literatur zu einem Reflexionsmedium par excellence. Lesen heißt reflektieren, heißt mit dem Text in einen Dialog treten, heißt dann auch, sich selbst ins Spiel zu setzen, neue Positionen und Sichtweisen auszuloten sowie fremde Wahrnehmungsweisen in den eigenen Blick aufzunehmen. Selbstreflexion ist freilich – abgesehen von der Philosophie und der Psychologie, wo sie wohl eine besonders privilegierte Stellung einnimmt ‒ nicht nur in den Literatur- und Kulturwissenschaften zentral: Bei der Wahl des Themas für die Tagung wurde auch an die Linguistik und an das Fach Deutsch als Fremdsprache gedacht, in denen Selbstreflexionen eine ebenso wichtige Rolle spielen. Gerade eine kritische Auseinandersetzung mit Sprache fordert neue Einsichten darüber heraus, wie wir das, was wir wahrnehmen, mit Sprache kategorisieren, gliedern und ordnen, wie wir dabei bestimmte Aspekte in den Fokus rücken, andere vernachlässigen und was dieser Kategorisierungsprozess bewirkt bzw. auch über uns selbst aussagt. Dem Fach Deutsch als Fremdsprache wiederum liegen eigene Reflexionsprozesse zugrunde, denn kognitiv Fremdes fordert immer zur Beschäftigung mit dem Eigenen heraus, insofern sich die Lernenden im Fremdsprachenunterricht auch mit ihrer eigenen Sprache und damit auch mit sich selbst auseinandersetzen. Ein transkultureller, dialogischer Austausch fordert immer auf zu Selbstreflexionen, zu neuen Erkenntnissen und zu Neupositionierungen. Im gleichen Schritt setzen sich auch die Lehrenden mit den im Klassenraum sich entfaltenden Austauschprozessen und Dynamiken auseinander, die immer auch mit Spiegelungsprozessen in Verbindung stehen. Dem Lehr- und Lernprozess liegt grundsätzlich ein kontinuierlicher Reflexionsprozess zugrunde. Dazu zählen auch die Reflexionen über die eigene Disziplin, ihre Entwicklung und ihre Methoden, die für eine kritische, dialogisch-konstruktive Weiterbildung des Faches notwendig sind.