Der Gesellschaftsingenieur Johann Plenge (1874-1963)
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Für die Begeisterungssalven der deutschen Gelehrten im Ersten Weltkrieg fand Johann Plenge mit den „Ideen von 1914“ eine der meistzitierten Wendungen. Die vorliegende Biografie versteht jene „Ideen“ als Teil des intellektuellen Angebots, für das der einflussreiche Nationalökonom und Soziologe zeitlebens stritt: Rastlos und mit visionärem Pathos bot der selbsternannte „Gesellschaftsingenieur“ seine Lösung für die als krisenhaft empfundene Moderne an, versprach er neue Eindeutigkeiten in einer ambivalent gewordenen Welt. Für seine anregenden Einsichten wurde der Protegé von Max Weber in Fachkreisen dauerhaft geschätzt: als Finanzexperte und früher Analyst des Kapitalismus, als Autor erster Organisations- und Propagandatheorien, als Verfechter einer ganzheitlichen Soziologie. An der Universität Münster avancierte er zum Architekten der Sozialwissenschaften und zum erfolgreichen Wissenschaftsmanager. Nachhaltig wirkte sein „nationaler Sozialismus“ auf die politischen Kulturen von Sozialdemokraten und Konservativen ein. Sein stürmisches Aufbegehren gegen reale wie vermeintliche Hindernisse lassen Plenge jedoch bis heute als besonders streitbaren Intellektuellen erscheinen.