Jagd und Herrschaft
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Der Herrscher, ein Jäger? Die vénerie gilt heute noch vielen als die royalste aller Jagden. Nicht zufällig verweist der barocke Begriff „Parforcejagd“ auf ihre französische Prägung. In mittelalterlichen Fachbüchern zur Leitdisziplin des Adels erhoben, wird die berittene Überlandjagd an der Schwelle zur Frühen Neuzeit Teil des Machtexperiments Königtum. Hirsch, Hunde, ein komplexes Zeremoniell und die Regeln der richtigen Ausführung rücken in den Fokus einer im Aufbau befindlichen Monarchie und ihrer mittelalterlich geprägten Legitimationspraxis. Konnte das Jagen eine ganze Herrschaft ausmachen? Anhand von bislang kaum auf deutscher Sprache besprochenen Fachbüchern, Forstordnungen, höfischen Rechnungsdokumenten, Korrespondenzen und Repräsentationsmedien ergründet die Autorin die Funktionen dieser Jagd erstmals systematisch für die Herrschaft des sogenannten père des veneurs („Vater der Parforcejäger“) Franz I. von Frankreich. Die breit angelegte Studie zeigt, wie ein frühneuzeitlicher Herrscher Forstkrisen begegnete, zeitgleich große Waldflächen unter strenger Bewachung isolieren und trassieren ließ, über die Jägerei Karrieren am Hof und die Teilhabe lothringischer Fürsten an der Macht ermöglichte, das legendäre Ehrenamt des Großjägermeisters zur Erbmasse machte und Gesandten fachkundige Jäger an die Seite stellte, um doch nur ein Bild von sich als Hirschtöter zu hinterlassen. In einer Zeit, als die Namen von Jagdhunden für die Größe einer Dynastie standen, kam es zur engen Verschränkung von Expertise und Monarchie, von Praxis und Statusdemonstration, die im republikanischen Staat eine starke Polarisierung der Jagddebatte zur Folge hatte.